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Politik: Weltbank: Hilfe erreicht die Armen viel zu selten

Kritik an schlechter Qualität von öffentlichen Dienstleistungen

Dubai/Berlin (deh). Die Weltbank warnt davor, dass die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen in vielen Ländern nicht erreicht werden können. Das geht aus ihrem am Sonntag in Dubai vorgelegten „Weltentwicklungsbericht“ hervor. Im Jahr 2000 hatte die UN Vollversammlung ihre Milleniumsziele beschlossen. Unter anderem sollte die Armut bis 2015 um die Hälfte vermindert werden. Doch die Armen hätten zu selten Zugang zu Ärzten, Bildung, Wasser, Sanitäranlagen und Elektrizität. Weltbank-Präsident James D. Wolfensohn sagte: „Diese Dienste erreichen die Armen zu selten. Das mag weniger spektakulär sein als eine Finanzkrise, aber die Auswirkungen sind dauerhaft und tief greifend.“

Um den Armen eine bessere Schulbildung und Gesundheitsversorgung zu garantieren sei mehr Wachstum notwendig, sagte der Chefökonom der Weltbank, Nicholas Stern. Allerdings reiche das nicht aus. Er verlangte zusätzliche Hilfe aus den Industriestaaten. Zugleich warnte die Weltbank davor, das Heil ausschließlich in der Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen zu sehen. Auch diese verfehlten häufig die Armen.

Die Weltbank kritisierte in ihrem Bericht die Qualität öffentlicher Dienstleistungen in vielen Ländern scharf. So müssten beispielsweise Schulkinder aus einem Dorf in Ghana kilometerweit in eine Nachbarschule laufen, obwohl es ein Schulhaus gebe. Das sei aber nicht in Stand gehalten worden und könne während der Regenzeit nicht genutzt werden. In einem Dorf in El Salvador gebe es zwar eine Krankenstation, diese sei aber nur an zwei Tagen der Woche für vier Stunden geöffnet. Bei Kontrollbesuchen in 200 indischen Grundschulen stellten die Weltbank-Inspektoren fest, dass in der Hälfte davon gar kein Unterricht stattfand.

Gleichzeitig berichtet die Weltbank jedoch auch von gelungenen Versuchen, die öffentlichen Dienstleistungen zu verbessern. So habe Indonesien aus seinen Öleinnahmen neue Schulen und mehr Lehrer finanziert und erreicht, dass die Zahl der Grundschüler im Vergleich zu 1986 um 90 Prozent gewachsen ist. Und in Bangladesh bekommen Schulen ihre Etats abhängig von der Zahl der ausgebildeten Mädchen ausgezahlt. In Uganda werden die Schuletats inzwischen per Boten zur Schule gebracht, weil zuvor nur acht Prozent der Mittel die Schulen erreichten.

Die Weltbank empfiehlt, erfolgreiche Modelle zu kopieren und den Armen generell mehr Mitsprachemöglichkeiten zu ermöglichen. Das sei die Voraussetzung, um Hilfszahlungen möglichst effizient einzusetzen.

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