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Politik: Weltentwicklungsbericht: Wachstum allein reicht nicht zur Armutsbekämpfung

Zur Bekämpfung von Armut reicht Wirtschaftswachstum allein nicht aus. Wie im jüngsten Weltentwicklungsbericht der Weltbank 2000/2001 hervorgehoben wird, sei Wachstum zwar unerlässlich.

Zur Bekämpfung von Armut reicht Wirtschaftswachstum allein nicht aus. Wie im jüngsten Weltentwicklungsbericht der Weltbank 2000/2001 hervorgehoben wird, sei Wachstum zwar unerlässlich. In vielen Fällen jedoch reiche es nicht aus, um Bedingungen zu schaffen, unter denen sich die Lebensumstände der ärmsten Menschen dieser Welt wirklich verbessern können.

Nach Überzeugung der Autoren beruht Armut nicht nur auf geringem Einkommen und geringer Konsumfähigkeit, sondern auch auf mangelhafter Bildung, Unterernährung und unzureichender Gesundheitsversorgung. Im Unterschied zur offiziellen Position der Weltbank wird im Weltentwicklungsbericht die Definition von Armut auf die Begriffe Machtlosigkeit, Sprachlosigkeit, Verletzlichkeit und Angst ausgeweitet. Dabei stützt sich der Bericht auf persönliche Stellungnahmen von über 60 000 in Armut lebenden Menschen aus 60 Ländern. Vizepräsident Nicholas Stern unterstreicht entsprechend den "grundlegenden Einfluss institutioneller und sozialer Veränderungen auf die Wirksamkeit von Entwicklungsprozessen und die Einbeziehung armer Menschen". An die Verantwortlichen in den Industriestaaten und Entwicklungsländern, aber auch an die Vertreter der Nichtregierungsorganisationen und von Privatbürgervereinigungen appellieren die Autoren, den Themenbereichen Chancengleichheit, Mitsprache und Sicherheit verstärkt Rechnung zu tragen.

Es gehe zwar auch darum, Wachstum zu fördern, um die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Armen zu verbessern. Es gehe aber im Übrigen darum, die armen Menschen stärker zu befähigen, auf Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, Einfluss zu nehmen, und die Hilfe zur Selbsthilfe zu stärken. "Wer weniger verletztlich ist, hat es leichter, Marktchancen zu ergreifen", sagt Nora Lustig, die für den Weltentwicklungsbericht 2000/2001 verantwortlich ist.

Obwohl sich die Lebensbedingungen der Menschen in den letzten 100 Jahren mehr verbessert hätten als während der gesamten Menschheitsgeschichte, halte das Elend der Armen an, heißt es weiter. Zurzeit leben rund 2,8 Milliarden Menschen, das ist fast die Hälfte der Weltbevölkerung, von weniger als zwei Dollar am Tag. Rund 1,2 Milliarden müssen sogar mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen. Und während in den reichen Ländern die Kindersterblichkeit vor dem Erreichen des fünften Lebensjahres unter einem Prozent liegt, ist die Rate in den ärmsten Ländern laut Weltentwicklungsbricht rund fünfmal höher.

mo

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