zum Hauptinhalt
Tedros Adhanom Ghebreyesus aus Äthiopien ist der neue WHO-Chef. Im Juli tritt er das Amt an.

© REUTERS/Denis Balibouse

Weltgesundheitsorganisation: Erstmals ein Afrikaner zum Chef ernannt

Es ist eine Premiere, auf der ein Schatten liegt: Der neue afrikanische WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus hat in seiner Zeit als Politiker einem repressiven Regime gedient. Ein Porträt.

Nach einem fast anderthalb Jahre währenden Wahlkampf hat nun die Wahl für den Chefposten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stattgefunden. Drei Kandidaten standen zur Auswahl: der ehemalige äthiopische Gesundheits- und Außenminister Tedros Adhanom Ghebreyesus, der sich selbst nur Dr. Tedros nennt; die pakistanische Herzspezialistin Sania Nishtar; und der britische Arzt David Nabarro, der 2014 vom damaligen UN-Generalsekretär Ban Ki Moon als Sonderbeauftragter für die Ebola-Krise nach Afrika geschickt wurde, um zu regeln, was der WHO nicht gelang.

Wäre es bei der Abstimmung in der WHO-Generalversammlung in Genf um Inhalte gegangen, hätten es die Delegierten schwer gehabt, sich zu entscheiden. In ihren Programmen unterschieden sich die drei Kandidaten kaum: Alle betonen, dass jeder Mensch das Recht auf eine bezahlbare Gesundheitsversorgung habe, egal ob er reich oder arm ist. Alle drei wollten besonders Armutskrankheiten in den Blick nehmen. Alle drei versprachen, auf globale Gesundheitskrisen schneller zu reagieren als die nach zehn Jahren abtretende WHO-Chefin Margaret Chan. Lediglich in der Bewertung von Zivilisationskrankheiten wie Herzkrankheiten, Diabetes oder der seelischen Gesundheit unterschieden sich die drei leicht.

Es geht um Proporz statt um Inhalte

Tatsächlich entschied sich die internationale Arithmetik für den studierten Biologen Tedros Gebreyesus, obwohl der 52-Jährige mehr als ein Jahrzehnt lang einem Regime angehörte, das jegliche demokratische Regung brutal niederschlug. Er war noch Außenminister, als die Regierung in Addis Abeba im Oktober 2016 wegen Demonstrationen den Ausnahmezustand im Land verhängte. Deshalb haben auch ein paar Dutzend Exil-Äthiopier gegen seine Wahl protestiert. Der grüne Außenpolitiker Omid Nouripour hatte schon vor Wochen gewarnt, mit der Wahl unterstütze die internationale Gemeinschaft ein repressives Regime. Tedros war auch vorgeworfen worden, drei Cholera-Ausbrüche in Äthiopien geheim gehalten zu haben, um seine Bilanz zu schönen. Er bestreitet das.

Die Afrikanische Union hatte Tedros Anfang 2016 zu ihrem Kandidaten gemacht. Nachdem unlängst der Deutsch-Brasilianer Achim Steiner Chef des UN-Entwicklungsprogramms UNDP geworden war, sanken die Chancen für Nabarro. Und Nishtar hatte die Hypothek, dass die WHO gerade zehn Jahre lang von einer Asiatin geführt worden war.

Zur Startseite