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Weltjugendtag in Rio de Janeiro: Papst gegen Freigabe von Drogen

Der Papst hat sich auf dem katholischen Weltjugendtag überraschend in die Debatte um die Legalisierung von Drogen eingemischt. Sie wird in verschiedenen Ländern des Kontinents geführt, insbesondere im vom Drogenkrieg heftig betroffenen Mexiko.

In Mexiko setzt sich der Ex-Präsident Vicente Fox für die Freigabe der illegalen Rauschmittel ein, weil dies die einzige Möglichkeit darstelle, den Kampf gegen die international operierenden Kartelle zu gewinnen.

Zurzeit werden verschiedene zentralamerikanische sowie karibische Staaten von der Drogenmafia unterwandert. Uruguay erwägt nun als erstes Land Lateinamerikas die Legalisierung von Marihuana. Eine Abstimmung dazu soll am 31. Juli im Parlament stattfinden. Präsident José Mújica unterstützt sie. Auch in Brasilien spielt das Thema eine immense Rolle, weil Drogengangs die meisten Favelas dominieren und der Drogenhandel auch hier Milliardensummen bewegt und ein riesiger Sicherheitsapparat zu seiner Bekämpfung entstanden ist. Brasilien wird zudem seit einigen Jahren von Crack überschwemmt und zählt mittlerweile die weltweit meisten Abhängigen der Droge.

In dieser Situation wandte sich Franziskus in einer neu eingerichteten Drogentherapieklinik in Rios Stadtteil Tijuca am Mittwochabend vehement gegen alternative Lösungsansätze. Im Beisein ehemaliger Abhängiger sagte er: „Es gibt so viele Händler des Todes, die der Logik der Macht und dem Geld um jeden Preis folgen. Die Wunde des Drogenhandels, die zu Gewalt führt und den Schmerz und den Tod sät, verlangt von der gesamten Gesellschaft einen Akt des Muts.

Nicht durch die Freigabe des Drogenkonsums, wie man sie in einigen Ländern Lateinamerikas diskutiert, erreicht man eine Reduzierung der Verbreitung und Abhängigkeit von chemischen Substanzen. Man muss sich mit den Wurzeln des Drogenkonsums auseinandersetzen, die Gerechtigkeit fördern, die Jugend zu den Werten erziehen, die ein gemeinsames Leben ermöglichen, diejenigen begleiten, die in Schwierigkeiten sind und Hoffnung auf die Zukunft verbreiten.“

"Händler des Todes"

Tatsächlich wird seit Jahrzehnten versucht, den Drogenhandel mit polizeilichen Mitteln zu bekämpfen. Bisher ohne Erfolg. Dass der Papst sich nun jeglichen anderen Lösungsvorschlägen verweigert, zeugt von einer gewissen, nicht von ihm erwarteten Rigorosität. Ebenso überraschend ist, dass er die Drogenhändler, die in Brasilien oftmals Jugendliche aus kaputten Familien ohne jegliche Perspektiven sind, als „Händler des Todes“ bezeichnet.

Vor dem Hospital, das der Papst in seinem mittlerweile zum gewohnten Anblick gewordenen Kleinwagen erreichte, warteten Zehntausende und jubelten Franziskus zu. Dass es seit zwei Tagen in Rio de Janeiro in Strömen regnet und die Temperaturen 20 Grad Celsius nicht übersteigen, tut der Begeisterung keinen Abbruch. Die Masse der vor allem lateinamerikanischen Pilger in der Stadt sowie die katholischen Brasilianer verehren den neuen Papst für sein einfaches und bescheidenes, aber bestimmtes Auftreten.

Es ist ihr Papst – selbst wenn der Ablauf des Kirchentags teils chaotisch ist, weil die Regierungen des Staates und der Stadt Rio de Janeiro das Ereignis offenbar zu sehr auf die leichte Schulter genommen haben. Am Dienstagabend fielen die beiden einzigen Metrolinien wegen fehlender Stromzufuhr ausgerechnet kurz vor der Eröffnungsmesse aus.

Chaos rund um den Besuch des Papstes

Es gibt nicht genug Busse, Taxifahrer nehmen teils unverschämte Preise, und die wenigen Klos reichen nicht aus. Die Pilger wollen – anders als die Einheimischen bei Karneval, Fußballspielen und Konzerten – auf keinen Fall auf die Straße pinkeln.

Vor seiner Rede zu den ehemaligen Drogenabhängigen war der Pontifex am Mittwochmorgen in den 250 Kilometer entfernten Wallfahrtsort Aparecida gereist und hatte in der dortigen Basilika zur Schwarzen Madonna, der Nationalheiligen Brasiliens, gebetet. Um sie herum hat man den größten Marienschrein der Welt gebaut, er fasst 45 000 Menschen.

Während der Papst in der Kirche die Jugend dazu aufrief, drei simple Haltungen zum Leben einzunehmen – Hoffnung bewahren, sich von Gott überraschen lassen, in Freude leben –, warteten vor der Kirche ebenfalls bei windigem, nasskaltem Wetter 150 000 Gläubige. Der Papst versprach ihnen zum Abschied, im Jahr 2017 wiederzukehren. Dann feiert „Unsere Liebe Erschienene Frau“ ihren 300-jährigen Geburtstag.

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