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Weltsozialforum: Die Stunde der Kritiker

Das neunte Weltsozialforum hat am Dienstag in Brasilien begonnen. Neben der Finanzkrise soll auch der Klimawandel diskutiert werden. Ob das Forum von der Finanzkrise profitieren kann, wird noch bezweifelt.

Mit einem Marsch durch Belem hat das neunte Weltsozialforum (WFP) am Dienstag in Brasilien begonnen. Bis zum Sonntag wollen in der Amazonasmetropole rund 80.000 Vertreter von sozialen Bewegungen über die globale Finanzkrise und den Klimawandel diskutieren. Zudem soll das WFP, das sich als Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsforum versteht, das am Mittwoch in Davos beginnt, darüber entscheiden, ob am 28. März ein weltweiter Aktionstag ausgerufen wird gegen die „Bankrotterklärung des neoliberalen Weltwirtschaftssystems“, wie es Alexis Passadakis von Attac Deutschland ausdrückt. Gleich fünf linke lateinamerikanische Staatschefs haben sich angekündigt. Der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva gibt dem WFP seine Referenz, Hugo Chavez reist aus Venezuela an, Evo Morales aus Bolivien, Rafael Vorrea aus Ecuador und Fernando Luga aus Paraguay.

Martin Koch vom Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) berichtet, es sei schon Stunden vor dem Marsch „sehr bunt in Belem“ gewesen. Ob das Weltsozialforum von der Finanzkrise profitieren kann, sei aber vor dem eigentlichen  Beginn der 2600 Veranstaltungen nicht abzusehen. Der Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen, Claus Leggewie, der auch dem Wissenschaftlichen Beirat von Attac angehört, bezweifelt das. Er sieht zwei Gründe für die Schwäche der globalisierungskritischen Bewegung. „Sie hat es nie geschafft, eine wirklich internationale Bewegung zu werden.“ Die Globalisierungskritiker hätten sowohl in Lateinamerika, „wo sie sehr erfolgreich waren“, als auch in Ländern wie Deutschland „sehr nationale Interessen vertreten“. Attac Deutschland beispielsweise habe mit einer Kampagne wie „Gesundheit ist keine Ware“ ein „national-protektionistisches Programm gefahren“, um den nördlichen Sozialstaat zu verteidigen. „Das ist vermutlich keine tragfähige Basis für eine große internationale Bewegung“, sagte Leggewie dem Tagesspiegel.

Der zweite Grund ist aus Sicht des Essener Professors der „Sicherheitsreflex in der Bevölkerung“. Es sei geradezu absurd, dass FDP und CDU in Hessen eine Mehrheit bekommen hätten, direkt „nachdem sich der Kapitalismus als das Monster gezeigt hat, als das er von links immer kritisiert worden ist“. Aber das sei die Realität, sagt Leggewie. 

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