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Gorleben

© dpa

Wendland: Der Castor rollt an - Erste Festnahmen bei Protesten von Atomkraftgegnern

Bei Protesten von Atomkraftgegnern ist es in der Nacht zum Samstag in Metzingen zu ersten gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Der erste Castor-Transport seit zwei Jahren wird am frühen Nachmittag in Gorleben erwartet.

Noch vor der Ankunft eines Sonderzuges mit Atommüll für das Zwischenlager Gorleben in Deutschland hat die Polizei am Freitagabend eine Sitzblockade von Atomkraftgegnern auf einer Bundesstraße im niedersächsischen Wendland aufgelöst. Rund 300 Menschen hatten sich nahe Dannenberg versammelt, um gegen den elften Atommüll-Transport nach Gorleben zu protestieren.

Grüne kritisieren Polizeistrategie

Am Freitagabend ging die Polizei in Dannenberg gegen die Demonstranten vor, nachdem immer wieder Knallkörper, Flaschen und Eier geworfen sowie mehrere Strohballen in Brand gesetzt worden waren. Vier der Atomkraftgegner wurden vorläufig in Gewahrsam genommen. Zwei von ihnen wurden wieder auf freien Fuß gelassen, die anderen beiden blieben zunächst in Haft. Sie hätten gezielt mit Flaschen auf die Polizisten geworfen, Barrikaden angezündet und sich während der gesamten Versammlung vermummt, teilte die Polizei mit.

Grünen-Chefin Roth appellierte an die Sicherheitskräfte, besonnen mit den Demonstranten umzugehen. Die Beamten müssten das Demonstrationsrecht schützen und nicht behindern, sagte sie der "Süddeutschen Zeitung". In der Vergangenheit habe es "heftige Einsätze" mit Wasserwerfern gegeben, die zur Eskalation beigetragen hätten. Die Polizeistrategie müsse aber auf Deeskalation ausgelegt sein. Die Atomkraftgegner rief sie auf, gewaltfrei zu protestieren.

Polizei wird konsequent durchgreifen

Eine Beamtin wurde während des Einsatzes leicht verletzt. Bei einem Polizeiauto wurden zudem die Reifen zerstochen und die Scheiben eingeschlagen. Die Polizei wertete den Vorfall allerdings nicht als Vorgeschmack auf die erwarteten Proteste der örtlichen Initiativen. "Wir gehen weiterhin davon aus, dass diese größtenteils friedlich verlaufen werden", sagte ein Sprecher. Bei gewalttätigen Ausschreitungen wollen die Beamten allerdings konsequent durchgreifen.

Bereits im Laufe des Freitags demonstrierten mehr als tausend Menschen friedlich in Lüneburg, Hitzacker und Lüchow. Die nächste große Demo ist am Samstagnachmittag direkt in Gorleben geplant. Der Transport mit dem hoch radioaktiven Atommüll aus der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague in Frankreich war am Freitagabend gestartet. An diesem Samstag gegen 14.00 Uhr soll er Wörth am Rhein in Rheinland-Pfalz erreichen. Die Strecke bis ins Zwischenlager Gorleben ist rund 1000 Kilometer lang. Allein in Niedersachsen wird der Transport von mehr als 10.000 Polizisten gesichert. (ml/dpa/AFP)

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