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Politik: Wenig Protest gegen Moschee Gegendemonstranten in Duisburg in der Überzahl

Duisburg - Der Polizeihubschrauber kreist unentwegt über dem Versammlungsort, sein Lärm übertönt die Lautsprecher immer wieder. Der Redner mit österreichischem Akzent müht sich.

Duisburg - Der Polizeihubschrauber kreist unentwegt über dem Versammlungsort, sein Lärm übertönt die Lautsprecher immer wieder. Der Redner mit österreichischem Akzent müht sich. Die wenigen Menschen auf dem Platz halten Transparente in die Luft, die von „linkem Meinungsterror“ künden und mobil machen gegen Moscheen, die sie für eine Bedrohung des Abendlandes halten. „Stopp Islam! Minarettverbot jetzt!" haben sie in großen Lettern hinter der Bühne plakatiert. Aber nur wenig mehr als 100 Demonstranten von „Pro NRW“ haben den Weg nach Duisburg Marxloh gefunden. Nicht wenige kommen aus Belgien oder Österreich. Eigentlich wollten sie vor der Moschee in der Warbruckstrasse protestieren. Doch schon an der nächsten Straßenkreuzung ist Schluss für sie, die Polizisten lassen die rechten Protestler nicht vor das Gotteshaus. Damit es niemand mit Gewalt versucht, sind zwei Wasserwerfer aufgefahren.

Mehr als 3000 Polizisten sichern die Moschee der Merkez-Gemeinde, denn auch die NPD hat einen eigenen Protestzug angekündigt, zu dem sie 2000 Teilnehmer erwartete – aber auch hier kamen wenige.

„Ihr seid hier nicht willkommen, wir wollen keine ungebetenen Gäste in Duisburg“, schallt es von der anderen Seite der Absperrung herüber. Rings um die Moschee haben sich viele Menschen versammelt, um gegen die Rechten mobil zu machen. Einträchtig steht der christdemokratische Oberbürgermeister der Stadt neben seinem sozialdemokratischen Vorgänger, dazu gesellen sich die Spitzenkandidatin der Grünen für die Landtagswahl und ihr Kollege von der Linken. Gemeinsam applaudieren sie, als Josef Krings, das ehemalige Stadtoberhaupt, ausruft: „Wer seine Heimat liebt, denkt international und ist solidarisch!“

Der DGB hat die Demonstration organisiert und darauf geachtet, dass nicht wahlkämpfende Politiker die Hauptrolle spielen. SPD-Chef Sigmar Gabriel darf nicht auf die Bühne, er muss sich mit einer Statistenrolle unter den 5000 Demonstranten zufrieden geben. Wie SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft legt er auch wenig Wert darauf, sich mit dem Linken-Chef fotografieren zu lassen. Vom Vorsitzenden des Moscheevereins lässt er sich vom „Wunder von Marxloh“ berichten – und warum es hier kaum Proteste gegen den Neubau gab. „Wir sind liberal, weltoffen, transparent und bildungsorientiert“, lobt sich Muhammed Al und verspricht, weiter gegen fundamentalistische Tendenzen vorzugehen. Gabriel hört die Botschaft gerne und freut sich über den Dank dafür, gemeinsam gegen die „rechten Hassprediger da draußen“ aufzustehen. „Das ist nicht Ihr Problem“, versichert er, „dass ist auch unser Problem und deshalb bin ich hier“. Jürgen Zurheide

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