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Politik: Weniger Aidsfälle als befürchtet

UN korrigieren Zahl nach unten: Mehrere Millionen weniger infiziert

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Aidsprogramm der Vereinten Nationen (Unaids) müssen ihre bislang verbreiteten Zahlen über die Killerseuche Aids erheblich nach unten korrigieren: Die beiden Stellen räumten am Dienstag in Genf ein, dass mehrere Millionen Menschen weniger als bislang befürchtet mit dem HI-Virus leben. WHO und Unaids erklären die überraschenden Nachrichten vor allem mit besseren statistischen Erhebungsmethoden. Diplomaten aus Mitgliedsländern der WHO sprachen von einem „peinlichen“ Vorgang. Jahrelang hätten die WHO- und Unaids-Fachleute der Weltöffentlichkeit falsche Zahlen vorgelegt.

„Die verbesserten Daten geben uns ein klareres Bild der Aidsepidemie“, erklärte hingegen Unaids-Direktor Peter Piot. Die UN-Organisationen schätzen die Zahl der Aidspatienten 2007 auf weltweit rund 33,2 Millionen Menschen. Im Jahr 2006 gaben die Fachleute an, dass schätzungsweise weltweit rund 39,5 Millionen Personen vom HI-Virus befallen seien. Jetzt mussten die Experten eingestehen: „Wendet man die verbesserte Erhebungsmethodologie rückwirkend an, muss man schätzen, dass 32,7 Millionen Menschen im Jahr 2006 mit HIV lebten.“

Unaids und WHO sammeln die nationalen Zahlen zu Aids und erstellen dann ein globales Bild. Die Fachleute der beiden Organisationen brachten 2007 ihre Erhebungsmethoden erstmals seit 2001 auf den neuesten Stand. Auch überholten viele arme Länder ihre statistischen Verfahren gründlich. Nach den neuen Erhebungsmethoden schrumpften die Aidszahlen für Indien drastisch. „In einigen Ländern jedoch, vor allem in Simbabwe, Elfenbeinküste und Kenia, handelt es sich um einen tatsächlichen Rückgang der Aidsfälle und nicht um einen statistischen Effekt“, schreiben die Unaids- und WHO-Autoren.

Allerdings wollen die gescholtenen Experten keine Entwarnung an der Aidsfront geben. Aids sei nach wie vor eine der Haupttodesursachen weltweit, betonen sie. „Jeden Tag infizieren sich rund 6800 Menschen neu, und jeden Tag sterben rund 5700 Menschen wegen Aids“, sagte Unaids-Direktor Piot.

Jan Dirk Herbermann[Genf]

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