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Politik: Weniger Netto vom Brutto

Arbeitnehmer zahlten 2011 so viele Steuern und Sozialabgaben wie nie zuvor.

Berlin/Wiesbaden - Mehr Netto vom Brutto sollen Arbeitnehmer nach dem Willen von Schwarz-Gelb erhalten. Doch im Jahr 2011 mussten sie so viele Abgaben an Staat und Sozialkassen zahlen wie nie zuvor. Zugleich waren die Sozialkassen gut gefüllt, wie aus Zahlen hervorgeht, die das Statistische Bundesamt am Donnerstag veröffentlichte. Demnach verzeichneten die Sozialversicherungen 2011 ein Plus von 13,8 Milliarden Euro, 10,9 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr.

Insgesamt 9943 Euro zahlte ein Durchschnittsverdiener im vergangenen Jahr an Staat und Sozialkassen. Knapp 600 Euro mehr als im Vorjahr, das ist der stärkste Anstieg seit 1995. Besonders stark nahm die Lohnsteuer zu. Im Schnitt kassierte der Staat 300 Euro mehr als 2010. Der durchschnittliche Nettorealverdienst lag dadurch mit 17 650 Euro sogar niedriger als im Vorjahr (17 666 Euro).

Besonders gut gefüllt waren die Kassen der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Einnahmen stiegen 2011 um 5,5 Prozent auf 190 Milliarden Euro. Zugleich seien die Ausgaben nicht im gleichen Maße gewachsen, teilte das Statistische Bundesamt mit. Insgesamt ergab sich ein Plus von 9,3 Milliarden Euro, das die Statistiker vor allem auf Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds, also Beitragseinnahmen zurückführen. Anfang 2011 waren gleich zwei Gesetzesänderungen in Kraft getreten, die noch der frühere Gesundheitsminister Philipp Rösler auf den Weg gebracht hatte: Das Arzneimittelsparpaket sowie die Gesundheitsreform, mit der der Beitragssatz von 14,9 auf 15,5 Prozent erhöht wurde.

Die Rentenversicherung verbuchte im vergangenen Jahr ein Plus von 4,4 Milliarden Euro, in der Pflegeversicherung summierte sich der Überschuss auf 300 Millionen Euro. In der Arbeitslosenversicherung ergab sich hingegen ein Defizit von 100 Millionen Euro.

Handwerkspräsident Otto Kentzler verlangte gerade für kleinere und mittlere Einkommen mehr Netto vom Brutto. „Bei den jetzt steigenden Löhnen und Gehältern muss der Staat endlich mit Maßnahmen gegen die kalte Progression dafür sorgen, dass die Arbeitnehmer tatsächlich von den Einkommenssteigerungen profitieren, und nicht nur das Steuersäckel“, sagte Kentzler.

Für das laufende Jahr rechnet das Arbeitsministerium wieder mit einer Entlastung, da die Beitragssätze für die Rentenversicherung zu Jahresbeginn um 0,3 Prozentpunkte gesenkt wurden. dapd/dpa

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