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Aus dem im Hintergrund. Horst Seehofer verlässt beim CSU-Parteitag im November die Bühne, von der Leinwand klatscht Markus Söder ihm Beifall.

© Peter Kneffel/dpa

Wer führt in der Zukunft die CSU?: Innige Abneigung

CSU-Parteichef Horst Seehofer lässt nichts unversucht, um Markus Söder als Nachfolger zu verhindern.

An den letzten offen ausgetragenen Machtkampf erinnern sie sich in der CSU nur ungern. Er ereignete sich 2007 in Wildbad Kreuth, als Edmund Stoiber mit aller Vehemenz zum Verzicht auf seine Ämter als Ministerpräsident und Parteichef gedrängt wurde. Die Folge des Gerangels: Die CSU sackte in ihre bislang tiefste Krise, sie verlor die absolute Mehrheit im Freistaat. Erst mit Horst Seehofer an der Spitze fanden die Christsozialen wieder zu ihrer alten Stärke zurück.

Wird dieser Seehofer nun ähnliche Verwerfungen auslösen wie damals? Gerüchten zufolge erwägt Seehofer, sich beim nächsten Parteitag im Spätherbst nochmal außerplanmäßig bis 2018 zum Vorsitzenden wählen zu lassen, um Bayerns Finanzminister Markus Söder als Nachfolger zu verhindern.

Nach bisheriger Planung wollte der CSU-Chef seine Amtszeit bereits 2017 auslaufen lassen. Der Nachteil daran sei jedoch, dass das zu erwartende Gerangel um seine Nachfolge dann mitten in den Bundestagswahlkampf fiele, berichtete der „Spiegel“. Zudem habe Seehofer keine Lust, sich danach noch bis zur Landtagswahl 2018 einem zum Parteichef aufgestiegenen  Finanzminister unterwerfen zu müssen.

Eine Woche zuvor hatte die „Süddeutsche Zeitung“ noch eine andere Söder-Verhinderungsvariante in Umlauf gebracht: Seehofer wolle, so hieß es, den einstmaligen Hoffnungsträger Karl-Theodor zu Guttenberg reaktivieren und 2017 zum Parteichef machen – um 2018 dann doch noch mal und entgegen seiner Bekundung als Ministerpräsident anzutreten. Allerdings machte der Freiherr mit dem aberkannten Doktortitel solchen Spekulationen rasch ein Ende. Er lehnte einen Wiedereinstieg in die bayerische Politik unter Hinweis auf seine beruflichen Verpflichtungen in den USA ab.

Ministerpräsident Horst Seehofer und Finanzminister Markus Söder (beide Bayern, beide CSU) sind sich momentan nicht mehr grün.
Ministerpräsident Horst Seehofer und Finanzminister Markus Söder (beide Bayern, beide CSU) sind sich momentan nicht mehr grün.

© Sven Hoppe/dpa

Dass Seehofer seinem forschen Finanzminister in inniger Abneigung verbunden ist, lässt sich kaum übersehen. Er hat ihm öffentlich Machtgier vorgeworfen. Zuletzt stauchte er ihn im November zusammen, weil Söder die Terroranschläge in Paris mit Angela Merkels Flüchtlingspolitik in Verbindung gebracht hatte. Dass sich Söder vor kurzem in die Ressortzuständigkeit von Wirtschaftsministerin Ilse Aigner eingemischt hat, erboste den Regierungschef ebenfalls.

Die Partei steht hinter Seehofer ... vorerst

Und registriert wurde auch, dass Seehofer durch Abwesenheit glänzte, als Söder in der Münchner Residenz sich und seine Vorgänger prunkvoll für das Verdienst feierte, in Bayern seit zehn Jahren einen ausgeglichenen Haushalt zu haben. Zwischendurch zollt der Regierende seinem Möchtegern- Nachfolger dann aber auch wieder fachliches Lob. Zu Söders Geburtstag Anfang Januar bescheinigte ihm Seehofer nicht nur „perfekte Arbeit“. Er sorgte auch dafür, dass es alle mitbekamen.

Seehofer sei ein Spieler, sagen sie über ihn in der Partei. Auch und gerade in Personalfragen. Nachdem Aigner als Nachfolgekandidatin ins Hintertreffen geraten sei, halte er es nun wieder für erforderlich, Söder nicht zu stark werden zu lassen. Ansonsten fahre man im Moment aber ganz „auf Sicht“, heißt es im engeren Umkreis des CSU-Chefs. Es gelte die Entwicklung in der Flüchtlingskrise und das Ergebnis der Landtagswahlen abzuwarten.

Fakt ist, dass die CSU geschlossen wie selten hinter ihrem Vorsitzenden steht – was vor allem Seehofers harter Haltung in der Flüchtlingsfrage zuzuschreiben ist. Viele merken, dass ihnen das von den Wählern goutiert wird. Fürs erste, heißt es bei der Jungen Union, sei Seehofer unverzichtbar. Ansonsten setze man klar auf Söder. Auch in der Gesamtpartei und bei Bevölkerungsumfragen rangiert Söder deutlich vor Aigner. Zwar stören sich nicht wenige an dem offen zur Schau getragenen Ehrgeiz des Nürnbergers. Doch Aigners beharrliche Loyalität gegenüber Seehofer kommt um einiges schlechter an.

Für die Zukunft setzen die meisten auf Söder

Bemerkenswert ist, wie viel Sympathie dem bekennenden Franken Söder mittlerweile auch in Aigners Oberbayern entgegenschlägt. Mit dem Chef der Münchner CSU, Kultusminister Ludwig Spaenle etwa, verbindet ihn eine Freundschaft. Kürzlich erhielt Spaenle 160 Millionen Euro zusätzlich, um den Schulunterricht für Flüchtlingskinder auszubauen. Solche Finanzspritzen verteilt der Finanzminister gerne – und offenbar zahlen sie sich aus. Die Landtagsfraktion hat Söder jedenfalls schon gewonnen, für sie ist er der gefühlte Seehofer-Nachfolger.

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