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Politik: Wer spart noch mit Billig-Strom? Das Umweltbundesamt sorgt sich um das Energiesparen, wenn die Kosten für Elektrizität sinken

Die Freigabe des Strommarktes bereitet Bundesumweltminister Jürgen Trittin und dem Präsidenten des Umweltbundesamtes (UBA), Andreas Troge, in einer Hinsicht besondere Sorgen: Wenn die Tarife stark sinken, schwindet auch die Bereitschaft, mit der edlen Energie sparsam umzugehen. Die Preisermäßigungen werden von der neuen Energiesteuer nicht kompensiert werden, die Wirkung der eigentlich als Anreiz zum sparsamen Umgang mit Elektrizität gedachten Steuer dürfte jedenfalls weitgehend verpuffen.

Die Freigabe des Strommarktes bereitet Bundesumweltminister Jürgen Trittin und dem Präsidenten des Umweltbundesamtes (UBA), Andreas Troge, in einer Hinsicht besondere Sorgen: Wenn die Tarife stark sinken, schwindet auch die Bereitschaft, mit der edlen Energie sparsam umzugehen. Die Preisermäßigungen werden von der neuen Energiesteuer nicht kompensiert werden, die Wirkung der eigentlich als Anreiz zum sparsamen Umgang mit Elektrizität gedachten Steuer dürfte jedenfalls weitgehend verpuffen. Anlässlich der Präsentation des UBA-Jahresberichtes 1998 appellierten Trittin und Troge an die Bürger, trotz sinkender Preise sorgsam mit der Energie umzugehen.

Daran zu sparen lohne sich in jedem Fall, auch und insbesondere für die Kommunen, betonte Troge. Wer rechtzeitig damit angefangen habe, erhalte mit jeder in Spartechnik investierten Mark jährlich fünf zurück. Diese ersten Schritte auf dem Weg zu einer dauerhaften CO2

Reduktion waren freilich leichter als die jetzt noch notwendigen. Andererseits ergeben sich im Bereich der Gebäudeheizung noch große Potentiale, sagte der UBA-Präsident. Diese sollen nun ausgeschöpft werden.

Aber auch die Herstellung von Strom muss so umweltschonend wie möglich geschehen, also mit den geringst möglichen Emissionen und Risiken. Nun hat die Bundesregierung für besonders effiziente Verfahren wie zum Beispiel die Kraft-Wärme-Kopplung und die Gas-und-Dampf-Technik Steuerbefreiungen in Aussicht gestellt. Es müsse verhindert werden, dass die wirtschaftlich abgeschriebenen alten Atomanlagen die neuen Entwicklungen über den Preis vom Markt fegen, betonte Trittin.

Als nicht akzeptabel bezeichnete er in diesem Zusammenhang das Verhalten der Franzosen, die den hier geltenden freien Wettbewerb nutzen wollen, ihren Atomstrom abzusetzen, während der französische Markt für die Konkurrenten so gut wie geschlossen bleibe: "Wenn Wettbewerb, dann zu gleichen Bedingungen auf allen Märkten."

Ein weiteres Problemfeld betrifft die Emissionen des Kraftfahrzeugverkehrs, gemeint ist hier vor allem der Dieselruß aus Lastwagenmotoren. Denn ein Lkw verursache so viel Ruß wie 42 Pkw. Hier sollen auf europäischer Ebene die Hersteller bald bald dazu verplichtet werden, Neufahrzeuge mit Rußfiltern auszustatten.

Allerdings ist es für die Pkw-Hersteller "auch nicht gerade ein Ruhmesblatt", wenn der Durchschnittsverbrauch von Kraftstoff sich in den vergangenen Jahren mal gerade um einen Liter (auf 7,7 Liter) reduziert habe, sagte der Umweltminister. In Anspielung auf den "Drei-Liter-Polo" von Volkswagen hieß es, es reiche nicht aus, nur einen sparsamen Wagen anzubieten, während der Rest der Flotte weiterhin zu viel Kraftstoff verbrauche. Trittin räumte ein, dass die Motorentechnik immer effizienter werde, dieser Vorteil aber häufig dadurch zunichte gemacht werde, dass die Fahrzeuge immer schwerer und die Motorleistung immer stärker würden.

Gideon Heimann

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