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Protest gegen die Überwachungsmethoden durch die NSA.

© dpa

NSA erstellt Handy-Bewegungsprofile: Wer, wann und mit wem?

Die NSA sammelt nicht nur Bewegungsdaten, sie analysiert auch Beziehungsmuster von Menschen, die per Telefon oder Internet mit anderen kommunizieren. Selbst die beste Verschlüsselung nützt nichts. Was weiß die NSA eigentlich nicht?

Die National Security Agency (NSA) sammelt und speichert Informationen darüber, wer mit wem wann telefoniert, simst, chattet oder E-Mails austauscht. Sie protokolliert, welche Seiten auf dem Computer oder auf anderen mobilen Geräten im Internet angesehen werden. Inklusive dessen, was dort gekauft oder bestellt wird. So landen auch die Informationen über den Zahlungsverkehr der großen Kreditkarteninstitute beim US-Geheimdienst. Trotz gegenteiliger Behauptung muss man davon ausgehen, dass auch der Inhalt der Kommunikation sicher verwahrt in den Dateien in Fort Meade, der NSA- Zentrale, oder an anderen Standorten lagert. Auch die SMS- Aktivitäten und Telefonate von Kanzlerin Angela Merkel und anderen internationalen Spitzenpolitikern wurden schließlich mitgeschnitten. Und wie inzwischen bekannt ist, nützt dagegen auch die beste Verschlüsselung nichts, die hat die NSA längst geknackt. Was weiß die NSA eigentlich nicht von jedem einzelnen Menschen?

Nach den jüngsten Enthüllungen aus dem Fundus des Ex-NSA-Mitarbeiters Edward Snowden ist zumindest klar: Nicht nur Bewegungsprofile sind aus den Überwachungsaktivitäten des US-Geheimdienstes herauszufiltern. Ob man zur Arbeit geht, zum Arzt, zu einem Rechtsanwalt, in die Kirche, wohin man reist oder wo man übernachtet. Die lückenlos gespeicherten Standortdaten von Mobiltelefonen werden, das berichtet die „Washington Post“ zudem, in einem System mit dem Namen „Co-Traveler“ analysiert. Der Systemname ist bemerkenswert unverschleiert: Es geht in diesem Analyseprogramm darum, die Milliarden Aufenthaltsorte, die Mobilgeräte permanent senden und die die NSA aufschnappt, auf Ähnlichkeiten im Bewegungsmuster zu untersuchen. Mitreisende, Menschen, die sich gemeinsam bewegen, sollen und können als Muster identifiziert werden. Das ermöglicht der NSA, aus Bewegungsdaten Rückschlüsse auf menschliche Beziehungen zu ziehen.

Ob der Zugriff wissentlich erfolgt, ist unklar

Diese in ihrer Dimension und Bedeutung wahrscheinlich einzigartige Überwachung ist, das lässt sich aus den von der „Washington Post“ veröffentlichen Informationen schließen, nicht ohne Zugriff auf die Ressourcen von Mobilfunkanbietern und anderen technischen Dienstleistern möglich. Unklar bleibt, ob der Zugriff in allen Fällen wissentlich erfolgt. Die NSA beziehe die Daten von zehn Hauptsammelpunkten, heißt es. Eine dieser Stellen, „Stormbrew“, bekomme ihre Daten von zwei unternehmerischen Partnern unter den Codenamen „Artifice“ und „Wolfpoint“. Auch die Unterlagen der NSA führen „Artifice“ als „Codenamen für einen der Partner aus der Wirtschaft“ auf. Die Firmen, schreibt die Zeitung, verwalteten sogar die Zugriffssysteme der NSA.

US-Kommunikationsfirmen kooperieren mit der NSA

Schon bei den früheren Enthüllungen über die Überwachungsaktivitäten der NSA war bekannt geworden, dass Kommunikationsfirmen sowohl auf freiwilliger Basis mit dem Geheimdienst kooperieren, als auch durch Beschlüsse des die Überwachung kontrollierenden Gerichts (Fisa-Court) dazu gezwungen werden. Zuletzt wurde publik, dass Firmen in Zusammenarbeit mit der NSA Hintertürchen in ihre Programme einbauen, um Verschlüsselungen zu umgehen. Mindestens zwei Kommunikationsdienstleiter haben ihren Service deshalb teilweise oder ganz eingestellt. Große Firmen forderten die US-Regierung auf, ihren Anteil an der Überwachung öffentlich machen zu dürfen. Microsoft und andere kündigten an, in Zukunft mehr als bisher den internen Datenverkehr verschlüsseln zu wollen.

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