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Politik: Who is Hu?

Von Harald Maass, Peking Den n muss man sich merken: Hu Jintao. Auf dem großen Parteitag im Herbst soll der chinesische Vizepräsident zum neuen Führer des Landes ernannt werden.

Von Harald Maass, Peking

Den n muss man sich merken: Hu Jintao. Auf dem großen Parteitag im Herbst soll der chinesische Vizepräsident zum neuen Führer des Landes ernannt werden. Diese Woche ist der 59-Jährige erstmals zu einem offiziellen Besuch in den USA. Nicht nur im Weißen Haus rätselt man: „Who is Hu“ - Wer ist Hu Jintao? Kein chinesischer Spitzenpolitiker wurde in den vergangenen Jahren so gut vom Westen abgeschirmt. „Hu ist Pekings bestes Geheimnis“, sagt ein westlicher Diplomat. Im Gegensatz zu anderen Führern reiste Hu selten ins Ausland, empfing kaum ausländischen Staatsgäste. Im Herbst kam der Nachfolger von Staats- und Parteichef Jiang Zemin zum ersten Mal nach Europa und traf dort auch Kanzler Schröder. Hu sei ein Mann, „mit dem man Geschäfte machen kann“, heißt es seitdem in Berlin.

Welche politische Richtung Hu verfolgt, ist jedoch ein Rätsel. Mitte der Achtziger soll er als Kader in Guizhou liberalen Intellektuellen Zuflucht in der Provinz gestattet haben. Als Parteisekretär in Tibet war er für die blutige Niederschlagung demonstrierender Mönche verantwortlich. Das Persönlichste, was von dem künftigen Chef der 1,3 Milliarden Chinesen bekannt ist: Hu liebt Filme und spielt gerne Tischtennis, schreibt die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.

Vor dem Parteitag im Herbst, bei dem ein Großteil der alten Führung abtritt, lässt sich Hu nicht in die Karten schauen. Auf seiner Auslandsreise präsentiert er sich als weltgewandter Diplomat. Die Haare stets tadellos gescheitelt, die dunklen Anzüge sitzen perfekt. In seinen Reden weicht er keinen Millimeter von der Parteilinie ab.

Es ist die Fähigkeit, sich nicht festzulegen, der Hu Jintao seinen Aufstieg an die Spitze verdankt. In Schanghai geboren, studierte Hu in Peking an der renommierten Tsinghua Universität Wasserwirtschaft. Nach dem Parteieintritt machte er rasch Karriere: Vom Sekretär des kommunistischen Jugendverbandes der Provinz Gansu stieg er 1988 zum Parteichef von Tibet auf. 1992 wurde der Reformer Deng Xiaoping auf den strebsamen Hu aufmerksam. Deng holte Hu Jintao in den ständigen Ausschuss des Politbüros - Chinas mächtigstes Organ - und er baute ihn zum künftigen Führer Chinas auf. 1993 übernahm Hu die KP-Parteischule, 1998 wurde er zum Vizepräsidenten ernannt.

Seine politisches Gesicht wird Hu erst zeigen, wenn er an der Spitze steht. Und selbst dort muss er vorsichtig sein. Als Chef der Militärkommission wird Jiang Zemin wohl weiter Einfluss ausüben. Zudem gab es seit Gründung der Volksrepublik China 1949 keinen Machtwechsel an der KP-Spitze, der ohne Intrigen oder Aufstände über die Bühne ging.

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