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Politik: Wie die Armee die Frauen besiegte (Gastkommentar)

Gute Nachrichten für die Männerbastion Bundeswehr. Sie hat den Angriff der Frauen kaum länger ausgehalten als die israelische Armee!

Gute Nachrichten für die Männerbastion Bundeswehr. Sie hat den Angriff der Frauen kaum länger ausgehalten als die israelische Armee! Drei Jahre hat sie nicht nur gegen die junge Elektronikerin Tanja Kreil, sondern auch gegen den Europäischen Gerichtshof tapfer gekämpft. Das Beispiel Israel zeigt jedoch, dass ein Gerichtsurteil nicht ausreicht, damit die Generale vor den Frauen kapitulieren.

Im Unabhängigkeitskrieg von 1948 kämpften Frauen mit der Waffe und wurden als Pilotinnen eingesetzt. Diese notgedrungene Gleichberechtigung, die Israels Armee das wunderbare und hartnäckige Image des Landes der jüdischen Amazonen mit dem Uzi-Gewehr in der Hand verschaffte, war aber eine Episode. Bald wurde die Luft dünn für Soldatinnen, auch bei den Bodentruppen. Unter dem Slogan "Die besten Männer für die Luftwaffe, die besten Frauen für die Piloten" machten Flieger wie Staatspräsident Ezer Weizman Karriere.

Am 3. Januar 1999 beschloss das israelische Parlament, dass Männer und Frauen in der Armee gleichstellt werden, so wie in den USA, Kanada und Holland. Dieser historische Sieg verdankt sich zwei tapferen Frauen: Alice Miller und Hila Schachar. Oberleutnant Miller, Luftfahrt-Ingeneurin, bezwang die Luftwaffe in nur 15 Monaten ohne jegliche internationale Hilfe und wurde als erste Frau zum Pilotenkurs zugelassen (in dem sie übrigens durchfiel). "Es gibt keine Gleichberechtigung in der Armee, und mein Sieg ist ein kleiner Schritt in diese Richtung," sagte Miller 1995, als das Gericht die finanziellen Argumente der Armee (Frauen leisten einen kürzeren Dienst und werden schwanger) abwiesen. Anders als Kreil, die nur um ihre Zukunft kämpfte ("purer Egoismus", gab sie zu), wollte Miller dem Staat dienen und eine führende Rolle in der Armee annehmen. Mit ähnlichen Argumenten bezwang 1998 Schachar die israelische Marine, die sie nicht zur Ausbildung zugelassen hatte, "weil ihre Anwesenheit dort unberechtige und ungewollte sexuelle Spannung" erzeugen würde. Chasan, Ausbilderin in einem Segelklub, zog vor das Oberste Gericht. Ihr Argument: Die Marine wird doch einen einzelnen religiösen Soldaten nicht ablehnen, nur weil er koscheres Essen und Gebetsmöglichkeiten braucht. So entschieden die Seemänner, dass einige Frauen auf See immerhin besser sind als eine Niederlage vor Gericht und fügten sich.

Doch der Sieg der israelischen Frauen ist noch immer fern. Denn die Generale liefern sich weiterhin erbitterte Kämpfe um das Recht, ihren Kaffee von den schönsten Sekretärinnen einschenken zu lassen. Selbstverständlich landen die attraktivsten Models weiterhin beim Generalinspekteur. Und wenn die Ehen, die dort entstehen, irgendwann scheitern, bezahlt die Armee ihren Berufssoldaten die besten Rechtsanwälte des Landes. Ihre Frauen erhalten zwar umsonst jüngere, aber dafür unerfahrene Juristen.Der Autor ist Korrespondent der israelischen Zeitung "Maariv".

Igal Avidan

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