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Politik: Wie geht es weiter in Tschetschenien?

Wladimir Putin nahm die Nachricht vom Tod Aslan Maschadows (Foto) zufrieden entgegen. Für den Kreml hat der Widerstand der Rebellen damit eine entscheidende Schwächung erfahren. Kritiker warnen aber davor, die Rolle Maschadows im tschetschenischen Widerstand zu überschätzen.

Moskau (08.03.2005, 22:00 Uhr) - Geheimdienstchef Nikolaj Patruschew informierte den russischen Präsidenten Putin über das gewaltsame Ende des tschetschenischen Rebellenführers Aslan Maschadow. Der Kreml ließ zunächst nur eine spärliche Reaktion Putins an die Öffentlichkeit gelangen. «Dort (in Tschetschenien) muss noch viel Arbeit erledigt werden. Man muss die Kräfte sammeln, um die Bürger Tschetscheniens und ganz Russlands vor den Banditen zu schützen», sagte der Präsident in Moskau.

Bis zuletzt hatte die Person Maschadow den Westen und den Kreml in ihrer Einstellung zum Tschetschenienkonflikt gespalten. Der Vorschlag des Europarats, zumindest mit Maschadow Verhandlungen zu führen, war von Moskau schroff zurückgewiesen worden. Mit dem Tod Maschadows sei eine wichtige Figur ausgeschaltet worden, betonte der Politiker Juri Scharandin. «Jetzt gibt es niemanden mehr, mit dem man über irgendetwas reden kann. Das sollten auch die europäischen Parlamente begreifen», sagte das Mitglied des Föderationsrates in Moskau.

Im Regierungslager in Moskau zeigte man sich zuversichtlich, dass mit dem Tod Maschadows auch der gewaltsame Widerstand in Tschetschenien zusammenbrechen wird. «Maschadow war die Figur, die aktiv Geld aus dem Ausland nach Tschetschenien holte», betonte der Abgeordnete Michail Grischankow von der Kreml-treuen Partei Geeintes Russland. Damit sei nun endgültig Schluss.

Andere warnten vor zu viel Optimismus. Die Lage im Konfliktgebiet könne nur der Tod eines anderen Tschetschenenführers radikal ändern, betonte der Duma-Abgeordnete Dmitri Rogosin. Gemeint war der Topterrorist Schamil Bassajew, der sich in den vergangenen Jahren zu den Selbstmordanschlägen in Russland sowie den Geiselnahmen in Moskau und Beslan mit Hunderten von Toten bekannt hatte.

«Man möchte ja gern glauben, dass die Terrorakte nach der Liquidierung von Maschadow nachlassen», betonte Rogosin, der die Fraktion Rodina (Heimat) anführt. Die Realität habe in der Vergangenheit aber gezeigt, dass Maschadow mehr mit Propaganda als mit dem Verüben von Terroranschlägen beschäftigt gewesen sei.

In der tschetschenischen Bevölkerung verlor Maschadow in den vergangenen Jahren deutlich an Rückhalt. Nach dem ersten Tschetschenienkrieg hatte die Mehrheit seines Volkes noch große Hoffnungen auf ihn gesetzt und Maschadow 1997 zum Präsidenten gewählt. Zwischen den Extremen der tschetschenischen Realität, Moskau einerseits und den islamistischen Extremisten andererseits, schien Maschadow in letzter Zeit an den Rand gedrückt zu werden.

(Von Stefan Voß, dpa) ()

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