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Politik: Wie man einen Konzern umtauft

Kaum ertönt das Zauberwort, dringt uns köstlicher Duft in die Nase. Ach, Arcandor, du edelster aller Hochlandkaffees, könntest du nur allen Karin Sommers dieser Republik den Sonntagmorgen verschönern!

Kaum ertönt das Zauberwort, dringt uns köstlicher Duft in die Nase. Ach, Arcandor, du edelster aller Hochlandkaffees, könntest du nur allen Karin Sommers dieser Republik den Sonntagmorgen verschönern! Das heißt, Moment. Arcandor, Arcandor? Irrtum. Das ist gar kein Kaffee, das sind die Jungs mit der Telefon-Flatrate für 39 Euro. Die so sauschlecht genialen Schweinerock machen. Nein, die heißen Knorkator. Dann ist es doch dieses marokkanische Wunderöl, das von Ziegen mit den Zähnen gepresst wird, nicht wahr?

Entschuldigen Sie, dieses Arcandor ist jetzt hier irgendwie reingekullert. Es muss ... Ach, hier: Der neue Name der Karstadt-Quelle-Holding! Echt: Arcandor. Diesen Namen zu finden, hat angeblich gut 100 000 Euro gekostet, das ist so viel Geld, da muss er einfach gut sein. Agenturen, die so was suchen, spielen erst monatelang Buchstabensuppe, dann durchforsten sie die Welt, ob ihr Fund noch zu haben ist oder schon von patagonischen Immobilienhaien oder einem Nagelstudio in Ueckermünde eingetragen wurde. Ich verstehe das ja. Da sitzt die Welt voll von Analysten und Shareholdern mit Geld bis zum Hals, die bei Karstadt- Quelle nur sagen: Da hat meine Oma ihre Kittelschürze gekauft, das passt zum Dax wie Adiletten zum Gucci- Täschchen. Arcandor, das ist eine ganz andere Liga. Zumal, wenn wir noch den Leitspruch des neuen Unternehmens betrachten: „Committed to create value“. Das sagt dem Normalsterblichen nichts. Aber der anglophile Broker, der immer gleich rot wird, wenn ihm eine deutsche Vokabel rausrutscht – er weiß sofort: Verpflichtet, Werte zu schaffen, im Prinzip also: „Wir machen Kohle“. Aber was auf Deutsch neoliberale Brutalität verheißen würde, klingt auf Englisch seriös, wohltätig. Man könnte es sogar vor seinen Kindern vertreten, selbst wenn die gerade mit leichten Blessuren vom G-8-Gipfel-Verhindern zurückkommen.

Arcandor, Arcandor. Wie mag der Wortfindungsprozess in dieser Agentur gelaufen sein? Vermutlich hat der Chef nach Wochen entnervender Suche seine Leute eingesperrt und ihnen eine flammende Rede gehalten: Wir müssen irgendeinen Namen finden, die Karstadt-Leute vergolden uns dafür den Arsch! Na, und von diesem Spruch bis zu Arcandor, das ja irgendwie auch mit Gold zu tun hat, war es erkennbar nur noch ein winziger Schritt. Anschließend gab es dann Hochlandkaffee für alle Beteiligten. Und reichlich Kohle.

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