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Politik: Wieder ein paar Millionen mehr - je höher die Summe, desto dunkler die Quellen (Kommentar)

Fast war es ein bisschen ruhig geworden um die CDU. Stundenlang - oder war es gar ein ganzer Tag - hörte man von keinem Kohl-Auftritt, von keiner Sondersitzung und keinem zusätzlichen Geld.

Fast war es ein bisschen ruhig geworden um die CDU. Stundenlang - oder war es gar ein ganzer Tag - hörte man von keinem Kohl-Auftritt, von keiner Sondersitzung und keinem zusätzlichen Geld. Bis gestern um 15.00 Uhr. Dann tauchten wieder ein paar Millionen Mark auf. Die hessische CDU hatte nicht, wie ursprünglich behauptet, nur acht Millionen Mark ins Ausland gebracht, sondern 18 Millionen.

Manfred Kanther und Casimir Prinz Wittgenstein haben also entweder ein sehr schlechtes Gedächtnis, oder sie haben sogar bei ihren Geständnissen kräftig gelogen. Beide hatten von "höchstens" acht Millionen gesprochen. Soviel, immerhin, ist klar. Unglücklicherweise schafft in diesem Skandal derzeit jede Aufklärung neue Unklarheiten. Beispielsweise wusste man bis gestern nicht, woher die 8 Millionen Mark kamen. Seit gestern weiß man nicht, woher die 18 Millionen stammen. Und da auch die CDU Hessens mit gesundem Menschenverstand angesehen werden darf, muss man annehmen: Je höher die Summen, desto dunkler die Quellen.

Erschwerend kommt hinzu, dass von den 18 Millionen, die nach Liechtenstein geflossen sind, 8,5 Millionen anschließend abgehoben wurden, ohne jemals auf einem Konto der CDU Hessens anzukommen. Damit wird die in der ganzen Union offiziell verlautbarte These, es habe sich niemand persönlich bereichert, nicht eben plausibler - nein, sie wird unwahrscheinlich.

Mit den gestrigen Enthüllungen sinkt das Ansehen von Kanther weiter. Das spielt keine große Rolle mehr. Doch sinkt das Ansehen von Roland Koch dabei nicht. Denn, so paradox es klingen mag, auch dies gehört zu den Faustregeln des CDU-Skandals: Je schockierender das Aufgeklärte, desto glaubwürdiger die Aufklärer. Solange sie glaubhaft machen können, dass sie weder Mittäter noch Mitwisser waren. Koch sagt, er habe nichts gewusst. Es fällt nicht leicht, das zu glauben; umso weniger, je mehr Geld da herumwabert. Aber noch ist der Ministerpräsident wie durch eine Papierwand vom Abgrund getrennt, in den Kanther und Wittgenstein immer tiefer fallen.

Für die CDU scheint es mittlerweile das Beste zu sein, wenn möglichst schnell, möglichst viel herauskommt. Darum wollte die Union, ebenfalls am gestrigen Tag, aber in Berlin, dass der Untersuchungsausschuss zur Parteispendenaffäre gleich zu Anfang Helmut Kohl vorlädt. Die SPD hat das verhindert, wohl mit dem Kalkül, die Folterqualen für die CDU so lange wie möglich zu dehnen. Wenn sich die Sozialdemokraten da mal nicht täuschen.

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