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Politik: Wiedergutmachung

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Vielleicht ist es kein Zufall. Gerade jetzt, da SPD-Generalsekretär Olaf Scholz eine Debatte über den Begriff „Gerechtigkeit“ entfachen will, widerfährt der SPD ebendiese.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Vielleicht ist es kein Zufall. Gerade jetzt, da SPD-Generalsekretär Olaf Scholz eine Debatte über den Begriff „Gerechtigkeit“ entfachen will, widerfährt der SPD ebendiese. Wenn auch etwas spät. Und schuld daran ist nur ein betagter Holländer. Doch der Reihe nach. Blicken wir zunächst zurück.

Der SPD ist in ihrer langen Geschichte seit Marx viel Unrecht widerfahren. 140 Jahre lang kämpft die deutsche Sozialdemokratie nun schon für das irdische Glück von Arbeitern und – seit neuestem – auch von sonstigen Menschen. Trotzdem waren einige über die Jahrzehnte sehr gemein zu ihr. Es begann mit Bismarck, der die Sozialdemokratie mit seinen Sozialistengesetzen gleich ganz verbieten ließ, ehe Kaiser Wilhelm II. selbstkritisch erkannte, die Deutschen hätten sich „nicht um ihre Arbeiter gekümmert, sondern sie ausgepresst wie Zitronen und auf dem Mist verfaulen lassen“. Die doofen Nazis erfanden dann nach dem Ersten Weltkrieg die Dolchstoßlegende, wonach die SPD mit ihrem Einsatz für das Kriegsende den tapferen Frontsoldaten in den Rücken gefallen sei. Und als sei das noch nicht genug der Unverschämtheiten, klagte Rudi Carrell Anfang der 70er-Jahre, nachdem es selbst im Juli viel geregnet hatte: „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“, und lieferte auch gleich die Antwort: „denn schuld daran ist nur die SPD“. Leider können sich heute weder Bismarck noch die Nazis bei der SPD entschuldigen. Doch wenigstens Carrell hat dieser Tage seinen Anstand bewiesen. Den alten Hit hat er noch einmal gesungen – und entscheidende Textpassagen verändert: „Jetzt ist mal wieder richtig Sommer“ trällert Rudi nun aus aktuellem Anlass, „und schuld daran ist nur die SPD.“

Markus Feldenkirchen

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