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Wiesbaden: SPD verpennt Anmeldefrist für Oberbürgermeisterwahl

Die SPD hat in Wiesbaden die Anmeldefrist für die Wahl zum Bürgermeister verschlafen. Der Urnengang am 11. März wird nun erstmals in der Nachkriegszeit ohne einen SPD-Kandidaten über die Bühne gehen.

Wiesbaden - "Ich befinde mich zur Zeit in der Winterpause...", hieß es auf der Mailbox eines SPD-Politikers im Landesverband Hessen. Auch seine Wiesbadener Parteikollegen scheinen Winterschlaf zu halten. Denn die fristgerechte Anmeldung für die Direktwahl zum Oberbürgermeister im März haben die Sozialdemokraten in der Landeshauptstadt schlichtweg verpennt.

Ein Sprecher der Stadt bestätigte das peinliche Versäumnis der SPD. Bis Donnerstagabend, 18.00 Uhr, hätte die Partei ihren Kandidaten, den bereits im April 2006 gekürten ehemaligen Stadtdekan Ernst-Ewald Roth, offiziell benennen müssen. Eine Nachmeldung des Kandidaten sei wegen der Ausschlussfrist nicht möglich.

SPD nicht erreichbar

In der Stadtverwaltung stieß das Versäumnis auf Unverständnis. Sogar in der Zeitung sei die Frist angekündigt worden. Nachfragen und Reaktionen auf den damit verbundenen Ausschluss habe es seitens der Wiesbadener SPD nicht gegeben. "Die sind wohl alle abgetaucht", vermutet ein Sprecher der Stadt.

In der Tat ist im zuständigen SPD-Unterbezirk in Wiesbaden niemand zu erreichen. Auf Landesebene gibt man sich verschnupft. "Kein Kommentar, ich werde mich zu dieser Sache nicht äußern", sagte der SPD-Fraktionsgeschäftsführer Gert-Uwe Mende.

CDU frohlockt

"So eine Nachlässigkeit einer großen Partei ist mir schlicht unverständlich. Wäre mir das passiert, ich wäre zwei Minuten später zurückgetreten", sagt der CDU-Kreisvorsitzende Horst Klee. Er geht davon aus, dass der Fauxpas innerhalb der SPD eine "Eruption" auslösen werde. Ein wenig leid tut Klee der SPD-Kandidat Roth, den wohl die geringste Schuld an dem Versäumnis trifft.

Die SPD hatte den ehemaligen katholischen Stadtdekan und Pfarrer als Kandidaten nominiert und damit für Aufsehen gesorgt. Der parteilose Priester hatte sich von der SPD zu der Kandidatur überreden lassen. Bei einigen Gläubigen war der Schritt auf Unverständnis gestoßen. Doch die SPD hielt Roth für den besten Mann mit den aussichtsreichsten Chancen, den aus Altersgründen ausscheidenden langjährigen Oberbürgermeister Hildebrand Diehl (CDU) zu beerben.

Daraus wird jetzt nichts. Zuletzt wurde Wiesbaden von 1985 bis 1997 mit Achim Exner von einem Sozialdemokraten regiert. 1997 musste die SPD den Posten des Stadtoberhaupts nach einer Stichwahl an die CDU abtreten. Und auch in den kommenden sechs Jahren wird die hessische Landeshauptstadt wohl von einem CDU-Politiker regiert werden. Allerdings sind neben CDU-Kandidat Helmut Müller auch die Grünen, die Linke Liste Wiesbaden, die Bürgerrechtsbewegung Solidarität und eine Einzelperson rechtzeitig aus dem Winterschlaf erwacht und haben termingerecht einen Kandidaten benannt. (Korrespondent Oliver Teutsch, ddp)

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