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Noch befindet sich Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London.

© dapd

Update

Wikileaks: Assange will Ende der "Hexenjagd"

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit seiner Flucht in die ecuadorianische Botschaft fordert Assange die USA auf, ihre "Hexenjagd" gegen Wikleaks zu beenden. Er sprach von einem Balkon des Gebäudes - so verließ er das Hoheitsgebiet Ecuadors nicht.

Der gegen seine Auslieferung nach Schweden kämpfende Wikileaks-Gründer Julian Assange hat US-Präsident Barack Obama aufgefordert, die Verfolgung der Enthüllungs-Plattform zu beenden. Die USA seien auf bestem Wege, die Pressefreiheit weltweit zu unterdrücken, sagte Assange am Sonntag auf einem Balkon der ecuadorianischen Botschaft in London. Wie Wikileaks seien die Meinungsfreiheit und “die Gesundheit all unserer Gesellschaften“ bedroht.“ Das lateinamerikanische Land hat Assange politisches Asyl gewährt, nachdem er in Großbritannien alle Rechtsmittel aufgebraucht hat.

Zuvor hatten britische Medien berichtet, dass der Wikileaks-Gründer im Streit um seine Auslieferung nach Schweden kompromissbereit sei. Die BBC berichtete am Sonntag unter Berufung auf die Zeitung „Sunday Times“, Assange sei bereit, die ecuadorianische Botschaft in London zu verlassen, wenn ihm vonseiten der schwedischen Regierung garantiert werde, dass er von dort aus nicht weiter in die USA abgeschoben werde. Unterstützer Assanges befürchten, dass ihm in den USA kein fairer Prozess gemacht werden könnte. Ihm drohe im schlimmsten Fall sogar die Todesstrafe.

Im Streit zwischen London und Quito um den Wikileaks-Gründer Julian Assange hat die linksgerichtete Bolivarische Allianz für die Völker unseres Amerika (ALBA) Ecuador Rückendeckung zugesichert. Die Außenminister des Staatenbündnisses, in dem Venezuela und Kuba federführend sind, unterstützten am Samstag im ecuadorianischen Guayaquil das Recht Ecuadors, Assange diplomatisches Asyl zu gewähren. Zudem forderten sie eine Debatte in den Vereinten Nationen über die Unantastbarkeit der diplomatischen Vertretungen.

Bildergalerie: Wikileaks und Julian Assange

Der 41-jährige Australier hatte sich vor Wochen in die ecuadorianische Botschaft in London geflüchtet, um einem Haftbefehl aus Schweden wegen des Verdachts auf Sexualdelikte zu entkommen. Er vermutet ein Komplott, nachdem die Plattform Wikileaks unzählige vertrauliche diplomatische Depeschen aus den USA veröffentlicht hatte. Am Donnerstag hatte Ecuador Assange diplomatisches Asyl gewährt. London hatte angedeutet, zur Festnahme notfalls in die Botschaft eindringen zu wollen.

Die ALBA-Staaten verurteilten dies als Drohung. Der Allianz gehören Venezuela, Kuba, Nicaragua, Bolivien, Ecuador und drei kleinere Karibik-Staaten an. Der Präsident Ecuadors, Rafael Correa, bezeichnete das Vorhaben als „inakzeptabel, intolerabel, taktlos und rücksichtslos“. Ecuador habe „eine souveräne Regierung, die sich vor niemanden niederknie“.

Video: Diplomatisches Tauziehen um Assange

An diesem Sonntag kommen ebenfalls in Guayaquil die Außenminister des südamerikanischen Staatenbündnis Unasur zusammen, um ihre Haltung im Asylstreit zu beraten. Assange selbst plant nach Angaben von Wikileaks, in London vor der Botschaft vor die Öffentlichkeit zu treten. Am Freitag treffen sich in Washington die Außenminister des Kontinents auf einer außerordentlichen Sitzung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS).

Assange will sich am Sonntag erstmals seit der Asylzusage Ecuadors öffentlich äußern. Nähere Einzelheiten zu der geplanten Erklärung wollten Sprecher der Enthüllungsplattform nicht nennen. Die Organisation erklärte aber, Assange plane, sich vor der ecuadorianischen Botschaft in London zu äußern. In diesem Fall droht dem 41-Jährigen die Festnahme durch die britische Polizei. Deshalb wurde spekuliert, dass sich Assange von einem Fenster oder Balkon des Gebäudes aus an die Öffentlichkeit wenden könnte.

Trotz des Streits zwischen Großbritannien und Ecuador hat sich die Mutter von Wikileaks-Gründer Julian Assange zuversichtlich gezeigt, dass ihrem Sohn die Ausreise in das südamerikanische Land gelingt. Auf die Frage, ob sie es für realistisch halte, dass ihr Sohn es nach Ecuador schaffe, sagte Christine Assange am Sonntag dem australischen Sender ABC 24: „Ich denke, das ist sehr realistisch.“ Ihr Sohn habe „Milliarden“ Unterstützer in der ganzen Welt und erfahre Tag für Tag mehr Zuspruch. Die USA und ihre Verbündeten stünden dagegen allein da. Ihr Sohn sei zwar angesichts des Streits um seine Ausreise „sehr beunruhigt“, aber dennoch „guter Dinge“, sagte Christine Assange dem Sender ABC 24 weiter. Er wolle in Ecuador seine Arbeit als investigativer Journalist fortsetzen, aber auch das Land erkunden. „Julian ist ein begeisterter Bergsteiger“, ergänzte sie. Er werde sich in Ecuador sicher fühlen und „seine Zeit dort genießen“.

Assange hält sich seit dem 19. Juni in der Botschaft auf. Großbritannien lehnt aber freies Geleit nach Ecuador ab. Die diplomatische Krise beschäftigt am (heutigen) Sonntag auch die Union Südamerikanischer Staaten (UNASUR). Die zwölf Mitglieder kommen im ecuadorianischen Guyaquil zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. (dpa/dapd/AFP)

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