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Türken in Deutschland: Integration? Leitkultur? Parallelgesellschaft? Nach Meinung von US-Diplomaten ist die Situation nicht gerade rosig - aber es geht aufwärts.

© dpa

Wikileaks - US-Depeschen: Türkische Botschaft sieht Landsleute diskriminiert

Die neuesten US-Depeschen beschäftigen sich auch mit der Situation von Türken in Deutschland. "Der ökonomische Status türkischer Einwanderer blieb seit den 60ern weitgehend unverändert", schrieben US-Diplomaten.

Neue Kabel, neue Brisanz: US-Diplomaten haben ihre Sicht auf die Lebensumstände von türkischen Einwanderern in Deutschland dargelegt. Die türkische Botschaft in Berlin soll demnach der Ansicht sein, dass Türken auf dem deutschen Arbeitsmarkt diskriminiert werden würden - nicht nur gegenüber einheimischen Arbeitnehmern, sondern auch gegenüber jenen aus Osteuropa. Vor allem in den östlichen Bundesländern sei dies ein großes Problem. Baden-Württemberg soll Ausländern aus islamisch geprägten Ländern gezielt mehr Steine bei der Einbürgerung in den Weg legen als jenen aus anderen Ländern. Die Depeschen stammen aus dem Sommer 2006.

Nicht nur die türkische Botschaft schätzt nach US-Meinung die Lage kritisch ein, auch bei der eigenen Beurteilung sparen die Diplomaten nicht mit harten Urteilen.. "Der ökonomische Status türkischer Einwanderer blieb seit den 60ern weitgehend unverändert - auch bei jenen aus der zweiten und dritten Generation". Als Hauptgrund werden sprachliche Probleme genannt, so würden 37 Prozent der Türken in Deutschland weniger als 'gut' Deutsch sprechen, in Berlin seien es sogar 48 Prozent. Nach welcher Skala diese Einstufung genau vorgenommen wurde und was "gut" bedeutet, wurde in den Kabeln nicht weiter erörtert. Das deutsche Bildungswesen wird wiederholt als "rigid" bezeichnet, was in diesem Fall weniger wörtlich als eher mit "steif" oder "unflexibel" übersetzt werden kann. So sei es schwierig, schreiben die Diplomaten, die existierende "muslimische Parallelgesellschaft" aufzubrechen und jungen Leuten zu Ausbildung und Arbeitsplätzen zu verhelfen.

In den letzten Jahren seien insgesamt aber auch Verbesserungen erzielt worden, die "Grund für Optimismus" seien. Sowohl die türkische Gemeinschaft als auch die deutsche Politik würden größere Anstrengungen unternehmen, Integration und Beteiligung zu erreichen. Die private Wirtschaft würde sich ebenfalls verstärkt um junge Türken bemühen – und sei es nur, um neue Absatzmärkte zu erschließen. Auch die von Rot-Grün beschlossenen und seit 2005 laufenden Integrationskurse werden als Teil der Lösung präsentiert.

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