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Politik: …wir den Präsidenten preisen

Möglicherweise stehen hiesigen Sangeskünstlern schwere Zeiten bevor. Das liegt an Turkmenistan, genauer gesagt an dem Präsidenten Saparmurat Nijasow.

Möglicherweise stehen hiesigen Sangeskünstlern schwere Zeiten bevor. Das liegt an Turkmenistan, genauer gesagt an dem Präsidenten Saparmurat Nijasow. Wahrscheinlich wissen die meisten hiesigen Sangeskünstler nicht mal, was Turkmenistan ist, obwohl Deutschland und Turkmenistan schon 1997 ein Kulturabkommen unterzeichnet haben. Deshalb eine kurze Einführung.Turkmenistan grenzt an Kasachstan, Usbekistan, Afghanistan, Iran und das Kaspische Meer. Aus der Geschichte ist zu erwähnen, dass Dschingis Khan schon mal da war und Saparmurat Nijasow am 22. Oktober 1990 in sein Amt gewählt wurde. Er ist ein bisschen ein Despot. Das Regieren macht ihm aber so viel Spaß, dass er sich seine Amtszeit bereits zweimal verlängert hat. Beim letzten Mal, 2002, praktischerweise gleich auf Lebenszeit. Er ist aber auch Familienmensch und hat veranlasst, dass die Monatsnamen in Turkmenistan umbenannt wurden. Die Monate heißen jetzt nach seinen Familienmitgliedern. Hiesige Sangeskünstler sollten vielleicht noch wissen, dass wir Deutschen eine Menge von Turkmenistan übernehmen. Für 67 Millionen Euro importieren wir aus Turkmenistan.

Saparmurat Nijasow ist nicht nur Präsident auf Lebenszeit, er ist auch Regierungschef, Armeechef, Vorsitzender der einzigen zugelassenen Partei und leidenschaftlicher Musikliebhaber. Gerne besucht er Konzerte und lässt sich vortragen. Das sind meist Gesänge, die Saparmurat Nijasow lobpreisen, zur Sicherheit hat Saparmurat die Texte selbst geschrieben. Der Vortrag aber lohnt sich für die turkmenischen Sangeskünstler, die besten Interpreten erhalten von Saparmurat schon mal acht Millionen Euro Gage.

Wenn man so lange regiert, kann man schon auf erstaunliche Ideen kommen. Saparmurat ist auch der Kultur verpflichtet und hat schon vor vier Jahren den Moral und Sittenkodex „Ruhnama“ verfasst. Jetzt hat er dem Kodex einen weiteren Punkt hinzuersonnen. Bei Konzerten, im Fernsehen und bei Hochzeiten darf Musik künftig nicht mehr vom Band kommen. Nur noch Live, kein Playback, weil das „unabdingbar für die Verteidigung der kulturellen Tradition der turkmenischen Nation“ ist. Vielleicht importieren wir diesen weisen Beschluss. Ob das gut ist für Sarah Connor, ist doch egal. Dann singen eben nur noch die, die es können. Ob Bundespräsident Horst Köhler acht Millionen Euro überreicht, ist angesichts der hiesigen Finanzlage allerdings eher fraglich.uem

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