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Politik: „Wir können fast alles behandeln“

Im Militärkrankenhaus Landstuhl werden verletzte US-Soldaten versorgt. Am Montag kamen die ersten Patienten

Jetzt hat der Krieg auch Deutschland erreicht. Am Montag sind auf dem Luftwaffenstützpunkt Ramstein in der Pfalz die ersten im Irak verletzten Soldaten angekommen, die im wenige Kilometer entfernten Militärhospital Landstuhl behandelt werden. Dort ist man „wirklich auf alles vorbereitet“, versicherte Pressesprecherin Marie Shaw.

Der Name des auf einer Anhöhe über dem 9000-Seelen-Städtchen Ramstein in den Wald eingebetteten Krankenhauses wird der Bedeutung dieses Hospitals nicht gerecht: „Landstuhl Regional Medical Center“. Das klingt klein und fein. Das Center ist indessen das größte US-Militärkrankenhaus außerhalb Amerikas und medizinisches Zentrum für die US-Armee in Europa.

In Friedenszeiten ist es nach Angaben der Pressesprecherin zuständig für ungefähr 300 000 Menschen, darunter 82 000 US-Soldaten und deren Familienangehörige wie auch Verwaltungs- und Botschaftspersonal. Insgesamt 160 Betten stehen gewöhnlich zur Verfügung. In Kriegszeiten wird die Zahl verdoppelt. 120 Ärzte und 250 Krankenschwestern und Pfleger versorgen die Patienten. Zusammen mit dem medizinischen Personal und den Zivilangestellten arbeiten in dem Komplex auf dem Kirchberg nahezu 2000 Menschen, darunter 250 Deutsche. In einer neuen Abteilung kümmern sich ein Arzt, eine Schwester, ein Psychologie und ein Geistlicher um traumatisierte Patienten.

Im Kriegsfall kommt diesem Hospital die zentrale Rolle bei der Behandlung schwer verletzter Soldaten zu. So wurden dort wäh- rend des Golfkriegs 1991 mehr als 4000 Verwundete medizinisch betreut. Aus Afghanistan sind bis jetzt mehr als 1700 Patienten nach Landstuhl transportiert worden. Versorgt wurden dort auch 100 Bosnier, die 1994 durch einen Bombenanschlag auf dem Marktplatz in Sarajewo verwundet wurden.

Kein Wunder also, wenn die Hospital- Pressesprecherin auf die Frage nach ihren Empfindungen bei der Ankunft der Irak-Verwundeten so antwortet: „Wir haben schon viel mitgemacht. Wir sind das gewöhnt. Wir sind trainiert.“ Auch auf die Einlieferung von Giftgas-Opfern oder Opfern biologischer Attacken sei das Krankenhaus vorbereitet.

Im US-Hospital Landstuhl sind alle medizinischen Fachgebiete vertreten. Modernste Apparaturen für die Telemedizin ermöglichen zudem in Windeseile Ferndiagnosen in den USA. „Wir können fast alles behandeln“, so Mary Shaw. Allenfalls wenn es ganz diffizil wird, etwa bei komplizierten mikrochirurgischen Eingriffen oder schwersten Brandverletzungen, werden Patienten in Spezialkrankenhäuser weitergeleitet. So kamen durch Glassplitter verletzte Opfer des Bombenanschlags in Kenia in die nahe gelegene Augenuniversitätsklinik Homburg.

Das Verhältnis zum Militärkrankenhaus wird von den Landstuhler Stadtoberen menschlich und dienstlich als hervorragend beschrieben. Die Einwohner fühlen in diesen Tagen mit den Soldaten und bangen um sie, wenn Hubschrauber aus Richtung Ramstein zum Kirchberg fliegen, um Schwerverletzte auszuladen. In Ausnahmesituationen wie 1988 bei der Katastrophe auf der Airbase Ramstein ist das US-Medical-Center auch für deutsche Patienten aufnahmebereit.

Das Hospital existiert auf dem Kirchberg seit 1953. Ein Teil der Gebäude hat eine düstere Vergangenheit – als von den Nazis gebaute Eliteschule. Nach der Besetzung Landstuhls begann das amerikanische Militär mit dem Ausbau der alten Gemäuer zu einem Krankenhaus. Im März 1953 wurden die ersten Patienten behandelt.

Heidi Parade[Mainz]

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