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Politik: „Wir suchen 850 Kilo Sprengstoff“

Chefermittler Pastika über den Tathergang und die Hintermänner

Herr Pastika, wie wurden die Anschläge von Bali finanziert?

Einer der mutmaßlichen Täter hat ausgesagt, insgesamt 30 000 USDollar von einem Malaysier namens Wan Min bekommen zu haben. Der sitzt inzwischen in Malaysia im Gefängnis. Er ist Mitglied der „Jemaah Islamiah“ und meines Wissens Schatzmeister der Terrorgruppe.

30 000 US-Dollar reichten aus, um die Anschläge zu finanzieren?

Die Bali-Anschläge könnten damit finanziert worden sein. Aber der Lebensstil und frühere Terroraktivitäten der Männer, die beteiligt waren, lassen vermuten, dass die Gruppe in der Vergangenheit regelmäßig Geld bekam. Es gibt wohl mehrere Geldquellen, wir kennen sie aber noch nicht alle.

Wenn Geld unter anderem von einem malaysischen Mitglied der „Jemaah Islamiah“ kam, ist damit nicht ganz klar, dass die Bali-Anschläge das Werk international operierender Terroristen waren?

Wir wissen noch nicht, ob die Sache mit den 30 000 US-Dollar wirklich stimmt.

Nach Aussage des indonesischen Geheimdienstes ist der Deutsche Reda S., der in Jakarta im Gefängnis sitzt, Al-Qaida-Mitglied und finanziert Terrorakte in Indonesien.

Ich sehe bisher keine Verbindung zwischen Reda S. und den Bali-Anschlägen.

In der Diskothek „Paddy’s“ starben am 12. Oktober acht Menschen. Die Bombe, die kurz danach ein paar Meter entfernt vor dem „Sari Club“ explodierte, tötete mehr als 180 Menschen. Kennen Sie mittlerweile den genauen Tathergang?

Ja. Ein Mann fuhr den mit Sprengstoff vollbepackten Minibus vor den „Sari Club“. Er stoppte auf der einspurigen Straße, zog den Schlüssel ab, stieg aus und flüchtete mit einem Motorrad. Dann ging die Bombe hoch, ausgelöst durch ein Mobiltelefon.

Von einer Tonne Chemikalien, die die Bali-Täter zum Bombenbau kauften, sollen 850 Kilogramm noch nicht gefunden worden sein. Was wissen Sie darüber?

Einer der Täter hat ausgesagt, er und die anderen Terroristen hätten den gesamten Vorrat an Chemikalien für die Anschläge auf Bali benutzt. Aber das kann nicht sein. Unsere Experten gehen davon aus, dass die Bomben zusammen rund 150 Kilogramm wogen. Demnach fehlen in der Tat noch 850 Kilogramm. Wir wissen nicht, wo sie sind.

Die Verhafteten haben schon vieles gestanden, zum Beispiel, wo sie ihre Waffen versteckten. Warum sagen sie nichts über den vermissten Sprengstoff?

Es ist nicht einfach, von diesen Leuten Informationen zu bekommen. Unsere Ermittler mussten geschickt fragen.

In der Öffentlichkeit entstand der Eindruck, dass die Verhafteten im Verhör umgefallen seien wie die Fliegen.

Nein, so war es nicht. Aber wir können keine Details über die Verhöre bekannt geben. Ich kann nur so viel sagen: Die Festgenommenen reden, wenn wir sie mit Beweisen konfrontieren. Haben wir keine, sagen sie nichts.

Das Gespräch führte Moritz Kleine-Brockhoff .

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