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Politik: Wir und der Krieg: Quellenproblem

Jeden Tag berichten wir über den Krieg.Doch nicht jeden Tag wissen wir, ob das, was wir berichten, auch der Wahrheit entspricht.

Jeden Tag berichten wir über den Krieg.Doch nicht jeden Tag wissen wir, ob das, was wir berichten, auch der Wahrheit entspricht.In Belgrad herrscht Zensur, und von der NATO fühlt sich selbst der deutsche Verteidigungsminister nicht immer ausreichend informiert.In der Redaktion des Tagesspiegels gibt es fast täglich heftige Diskussionen darüber, welcher Text und welches Bild noch zu verantworten ist.Diese Rubrik gibt Einblicke in Widersprüche und Zweifel von Journalisten in den Zeiten des Krieges.

Die erste Reaktion war: Und was nun? Unser Korrespondent kann nicht mehr aus Belgrad für uns berichten, er wurde ausgewiesen, wie vor ihm schon andere Journalisten.Stephan Israel war für uns nicht einfach nur ein Berichterstatter.Er war eine wichtige, eine unabhängige, glaubwürdige Quelle.Nun ist er wieder in Wien, wohlbehalten, das ist das Wichtigste.Die Frage nach dem "Was nun" aber stellt sich für uns um so dringlicher.Ja, wir sind einer objektiven Quelle beraubt worden.Aber das heißt nicht, daß wir nicht mehr versuchen, objektiv zu berichten.Es fällt schwerer ohne Stephan Israel.Das schon.Nun werden wir verstärkt andere Informationen nutzen müssen.Es sind ja nicht nur die Nachrichtenagenturen, deren Korrespondenten-Berichte wir drucken.Es gibt auch die unabhängigen Organisationen, engagierte Menschenrechtler oder Ärzte.Auch ihre Arbeit und ihre Beobachtungen fließen in unsere Berichte ein.Wir müssen diesen Leuten einen Vertrauensbonus gewähren, aber wir müssen ihnen auch die entsprechenden Fragen stellen, um zu beurteilen, wie zuverlässig ihre Schilderungen sind.Wir berichten weiter über diesen Krieg, aber wir maßen uns nicht an, immer die Wahrheit zu kennen.

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