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Trümmerwüste: Homs wird seit Mitte 2012 von Regierungstruppen belagert. Die Stadt ist daher von jeder Versorgung abgeschnitten. Dürfen Frauen und Kinder Homs jetzt verlassen? Foto: Reuters

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Politik: „Wir werden zur Stelle sein“

Die UN wollen den Frauen und Kindern aus Homs rasch helfen – wenn sie die umkämpfte Stadt verlassen dürfen. Das Rote Kreuz fordert eine Waffenruhe.

Genf/Berlin - Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) bereitet sich konkret darauf vor, dass Frauen und Kinder womöglich bald die belagerte syrische Stadt Homs verlassen können. „Wann immer es losgeht, werden wir mit Transportfahrzeugen und ersten Hilfsgütern zur Stelle sein“, sagte UNHCR-Sprecher Dan McNorton am Montag in Genf dem Tagesspiegel. Regierungsvertreter aus Damaskus hatten am Sonntag auf der Genfer Syrien-Konferenz den freien Abzug der Frauen und Kinder zugesichert. Allerdings musste UN-Vermittler Lahkdar Brahimi nach den Verhandlungen am Montag zugeben, dass es in diesem Punkt keine großen Fortschritte gegeben habe. Frauen und Kinder warteten immer noch auf ihren Auszug, sagte Brahimi.

Homs, eine Großstadt in der Mitte Syriens mit einer Million Einwohnern, ist seit Beginn des Bürgerkriegs umkämpft. Im vergangenen Juli hatten Truppen des Regimes von Präsident Baschar al Assad den Ort weitgehend eingenommen. In der historischen Altstadt und einem anderen Viertel halten allerdings noch Rebelleneinheiten die Stellung. Zusammen mit den Familienangehörigen sind etwa 2000 Menschen dort eingekesselt und von Lebensmittel- und anderen Hilfslieferungen nahezu gänzlich abgeschnitten.

UNHCR-Sprecher McNorton betonte, dass die Vereinten Nationen mit dem Bürgermeister von Homs über die ungehinderte Fahrt von Konvois in die Altstadt verhandelten. Die Menschen brauchten vor allem medizinische Hilfe. McNorton bezeichnete die Lage rund um die Stadt als „extrem unübersichtlich“. Syriens Vizeaußenminister Faisal Mokdad betonte, es liege an den „Terroristen“ in Homs, ob die Frauen und Kinder gehen könnten oder nicht.

Mit Blick auf die zum Teil prekäre Situation in Homs nannte der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Rudolf Seiters, den Verhandlungserfolg – sollte er tatsächlich umgesetzt werden – einen wichtigen ersten Schritt. „Wichtigstes humanitäres Ziel bleibt aber eine Waffenruhe“, sagte Seiters dem Tagesspiegel. Generell sei die humanitäre Lage in den umkämpften Gebieten katastrophal. Ganze Stadtteile seien ausgehungert worden. „Es sterben dort Menschen an Unterernährung. Besonders Kinder litten unter der Situation. Ähnlich äußerte sich auch der Deutschland-Direktor des UN-Welternährungsprogramms, Ralf Südhoff. „Es gibt Städte, in die wir seit Mitte 2012 so gut wie keine Nahrungsmittel mehr liefern konnten.“ Südhoff plädierte deshalb für sogenannte humanitäre Korridore, also militärfreie Zonen, um die Menschen versorgen zu können. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind zehn Millionen Syrer auf Nothilfe angewiesen. Deren Zahl werde in diesem Jahr sogar noch steigen.

Trotz des Stillstandes bei den Verhandlungen in Genf will UN-Vermittler Brahimi schon an diesem Dienstag die Bildung einer Übergangsregierung für Syrien ansprechen. Die Opposition verlangt die sofortige Einsetzung der Übergangsregierung – ohne den Diktator Baschar al Assad. Das Assad-Regime lehnt das aber strikt ab. C. Böhme/J. Herbermann

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