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Politik: …wir zum feinen Essen einladen

Im Grunde ist das Sommerloch in diesem Sommer verschwindend klein. Unwichtige Nachrichten dringen kaum an die Öffentlichkeit, und die notorischen Verfasser sinnloser Studien verzweifeln: Früher wäre so was doch Anfang August anstandslos gedruckt worden!

Im Grunde ist das Sommerloch in diesem Sommer verschwindend klein. Unwichtige Nachrichten dringen kaum an die Öffentlichkeit, und die notorischen Verfasser sinnloser Studien verzweifeln: Früher wäre so was doch Anfang August anstandslos gedruckt worden! Immerhin, hier: Chinesische Forscher wollen in den nächsten Wochen einen See beobachten, von dessen Ufern immer wieder auf rätselhafte Weise Pferde, Kühe und Schafe verschwinden – 15 Meter lange Fische werden als Ursache vermutet…

Schon gut. Aber hier: Forscher des Londoner Imperial College haben jetzt ein mathematisches Modell entwickelt, das angeblich beschreibt, wie Männer Frauen am gründlichsten beeindrucken können. Kostbare Geschenke sind gefährlich, lesen wir, denn sie können Abzockerinnen anlocken, die sich dann damit vom Hof machen und den Spender düpieren. Billige Geschenke gehen auch nicht, weil billige Geschenke nie gehen. Die einzig erfolgversprechende Strategie hört sich auf Englisch besser an: „Wining and dining“, was wir behelfsmäßig mit „Zum feinen Essen einladen“ übersetzen könnten. Der größte Vorteil dieser Strategie liegt übrigens darin, dass sie das Risiko minimiert: Ist die Frau nicht interessiert, wird sie die Einladung ablehnen, und es sind wenigstens keine Kosten entstanden.

Doch die Erkenntnisse der Londoner Spitz und Steilforscher gehen noch weiter: Schon immer habe das Männchen in Mensch- wie Tierreich versucht, Geschenke zu überreichen, um Mängel der physischen Attraktivität auszugleichen, sagen sie. Wenn also Jungs dazu neigen, Geld zu verbrennen, um den Mädchen zu imponieren, dann liege darin evolutionäre Logik.

Von hier ist es nicht mehr weit zu aktuellen Phänomenen. Haben die Berliner Landesbanker nicht unglaubliche Summen vernichtet? Rühmte sich nicht Jürgen Schrempp, er sei weltweit der erste Manager, der 25 Milliarden Euro Börsenwert versenkt habe? Im Lichte der Londoner Erkenntnisse erkennen wir: Das ist alles nicht verwerflich, sondern elementar evolutionäres Verhalten, der Mädels wegen. In ein paar Jahrzehnten machen wir Männer das alle so.

Zugegeben: Diese Strategie könnte bei vielen am fehlenden Geld scheitern. Aber dann besteht ja noch die Möglichkeit, in einem See unterzutauchen, am Ufer Pferde, Kühe und Schafe zu reißen und jemanden zum Essen einzuladen. Das klappt. Vorausgesetzt, das Sommerloch ist nicht wieder mal zu klein. bm

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