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Politik: Wird Iran in drei Jahren zur Nuklearmacht?

Atomenergiebehörde: Situation verschlechtert sich / Konflikt mit USA über weiteres Vorgehen

Washington - Der Iran kann nach Ansicht des Generaldirektors der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), Mohammed al Baradei, „frühestens in drei bis acht Jahren“ über Atomwaffen verfügen. Bei einer internationalen Konferenz zur Weiterverbreitung von Atomwaffen in Luxemburg sagte er am Donnerstag: „Wir sehen eine Verschlechterung der Lage und bewegen uns auf eine Konfrontation zu.“

Damit verbunden ist ein Streit zwischen ihm und den USA über das weitere Vorgehen. Nach Baradeis Worten ist der Ansatz der USA und Europas gescheitert, Iran durch eine Mischung von Diplomatie und Sanktionen vom Atomprogramm abzuhalten. Man solle Iran erlauben, in kleinem Umfang Uran anzureichern. Teheran hatte kürzlich vermeldet, es beherrsche diese Technik nun. US-Präsident George W. Bush widersprach Baradei bei einer Pressekonferenz in Washington. Der Ansatz, Teheran weltweit zu isolieren, aber zugleich den Weg zu Verhandlungen offenzuhalten, funktioniere.

Der UN-Sicherheitsrat hatte Teheran Ende März eine Frist bis zum gestrigen Donnerstag gesetzt, die Urananreicherung einzustellen. Andernfalls würden die Sanktionen verschärft. Die Verhandlungen darüber dürften Tage oder gar Wochen dauern. Die Bundesregierung vermied eine Parteinahme und sagte, sie sei „besorgt“ über die Entwicklung.

Parallel dazu spitzt sich ein anderer Streit zwischen Iran und den USA zu: Binnen weniger Monate hat der Iran vier amerikanische Staatsbürger festgehalten, die als Mitarbeiter von Medien, Hilfsorganisationen oder als Forscher zu Gast im Iran sind. Teheran wirft ihnen vor, Pläne für einen Umsturz zu unterstützen. US-Medien vermuten eine Mischung aus drei Motivationen. Erstens solle die demokratische Opposition gegen das Mullahregime abgeschreckt werden. Zweitens gehe es um Härte im Atomstreit. Drittens hoffe Teheran auf einen „Gefangenenaustausch“. US-Truppen im Irak hatten vor Monaten mehrere Iraner festgenommen unter dem Vorwurf, dass sie den Widerstand im Irak unterstützen und Attentäter im Bombenbau ausbilden. Teheran behauptet, die Betroffenen seien „Diplomaten“ mit Immunität. Sie sind nicht als solche akkreditiert, sondern „Mitarbeiter eines Freundschaftsbüros“. Die USA lehnen das Tauschangebot ab.

Jüngstes Opfer ist Kian Tajbakhsh, 45, ein Stadtplaner mit US-Pass, der für die Weltbank gearbeitet hatte und nun im Auftrag des Open Society Institute im Iran ist, einer Organisation für Demokratie des Milliardärs George Sorros. Seit Wochen sitzt Haleh Esfandiari, 67, im Gefängnis, sie ist Direktorin des Mittelost-Programms des Woodrow Wilson Centers.

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