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Wirtschaftsbericht: OECD: Nur neues Schulsystem schafft Chancengleichheit

Klare Ansagen für Deutschland: Die weltweit größten Wirtschaftsnationen verlangen eine Änderung des Schulsystems hierzulande, damit Chancengleichheit überhaupt möglich wird. Für Arbeitsverhältnisse empfiehlt die OECD die "Lockerung der strengen Beschäftigungsschutzbestimmungen".

Die Bundesrepublik soll künftig davon Abstand nehmen, Kinder bereits im Alter von zehn Jahren auf verschiedene Schulformen aufzuteilen und auch die Haupt- und Realschulen zu einer Schulform zusammenlegen. Dies geht aus dem neuen OECD-Wirtschaftsbericht für Deutschland hervor, der an Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) übergeben wurde.

Die im weltweiten Vergleich nur noch in der Bundesrepublik und in Österreich übliche Aufteilung zehnjähriger Kinder auf verschiedene Schulformen wie Gymnasium oder Hauptschule sei wesentlicher Grund für die fehlende Chancengleichheit an deutschen Schulen, heißt es in dem Bericht unter Berufung auf deutsche wie internationale Studien.

Bessere Ausbildung für Erzieher gefordert

Gefordert wird auch eine bessere Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher auf Hochschulniveau. Zudem sollten Bund und Länder ihr Vorhaben überdenken, an diejenigen Eltern ein Betreuungsgeld auszuzahlen, die ihr Kind nicht in einen Kindergarten schicken.

Bei dem Bericht handelt es sich um Empfehlungen der anderen 29 Mitgliedsstaaten der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) an Deutschland. Schwerpunkt ist die Bildung. Zudem werden Aussagen zur Wachstums- und Steuerpolitik gemacht.

OECD: Aufschwung in Deutschland absichern

Hinsichtlich des Wirtschaftswachstums ist die OECD der Ansicht, dass Deutschland nach Erfolgen bei der Haushaltssanierung und im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit seinen Aufschwung jetzt absichern muss. Es gebe noch "beträchtlichen Spielraum zur Anhebung der Pro-Kopf-Arbeitsstunden und zur Steigerung der Produktivität", erklärte die OECD. "Das Hauptaugenmerk muss auf der Erhöhung der geringen Zahl von Arbeitsstunden je Beschäftigtem liegen, insbesondere bei den Frauen." Dazu müsse insbesondere das Kinderbetreuungsangebot verbessert werden.

"Die Unternehmens- und Staatsfinanzen sind robust, so dass ein solides Fundament für eine Fortsetzung des Aufschwungs gegeben ist, sofern die von den globalen Finanzmarktturbulenzen ausgehenden Bremseffekte nicht zu stark werden", erklärte die OECD. Für die Bundesregierung gehe es nun darum, "die langfristigen fiskalischen Herausforderungen der Bevölkerungsalterung zu bewältigen". Dabei schlägt die OECD auch vor, eine Änderung der Haushaltsregel im Grundgesetz zu prüfen. Diese schreibt bisher vor, dass das Defizit nicht höher sein darf als die Investitionen. Statt dessen solle Deutschland seine Haushaltsregeln an den europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt anpassen und einen strukturell ausgeglichenen Haushalt anstreben.

Wichtige Herausforderungen für die Bundesregierung auf dem Arbeitsmarkt seien die "Lockerung der strengen Beschäftigungsschutzbestimmungen für reguläre Arbeitsverhältnisse und die Vermeidung zu hoher Mindestlöhne", hieß es weiter. Gleichzeitig forderte die OECD mehr Wettbewerb im Energie- und Bahnbereich. Im Falle der Bahn sprach sich die Organisation für eine Trennung von Betrieb und Netz aus. Das Netz solle dabei "vorläufig" in Staatshand bleiben, der Betrieb dagegen vollständig privatisiert werden. (imo/dpa/AFP)

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