zum Hauptinhalt

Politik: Wirtschaftsfaktor Krankheit (Kommentar)

Es klingt wie ein Märchen aus uralten Zeiten. Wilhelm Conrad Röntgen, der Entdecker der nach ihm benannten Strahlen, verzichtete vor mehr als 100 Jahren auf ein Patent.

Es klingt wie ein Märchen aus uralten Zeiten. Wilhelm Conrad Röntgen, der Entdecker der nach ihm benannten Strahlen, verzichtete vor mehr als 100 Jahren auf ein Patent. Er schenkte seine Entdeckung der Menschheit. Heute wäre solcher Idealismus undenkbar. Knallhartes Verwertungsstreben hat auch in der Wissenschaft Einzug gehalten, bis an die Grenze des ethisch Zuträglichen. Besonders deutlich wird das in den Biowissenschaften. Wie nirgendwo sonst verschwimmt hier der Unterschied zwischen Erfinden und Entdecken. Sind zum Beispiel menschliche Gene patentierbar? Während "Greenpeace" mit seiner "Kein-Patent-auf-Leben"-Kampagne dagegen Sturm läuft, setzt die seit langem umstrittene EU-Richtlinie auf einen Kompromiss. Das menschliche Erbgut als solches bleibt nicht-patentierbar. Aus diesem biochemischen "Rohstoff" gewonnene Informationen - etwa über ein krankmachendes Gen - sollen dagegen, sofern es um medizinisch-kommerzielle Anwendung geht, durchaus patentfähig sein. Man kann darüber streiten, ob eine genetische Informationssequenz bereits "Leben" ist. Für Wissenschaft und Industrie geht es darum, geistiges Eigentum und teilweise sehr hohe Investitionen mit Patenten abzusichern. Für die Öffentlichkeit aber ist neben dem ethischen Streit entscheidend, dass die biotechnische Forschung so schnell wie möglich medizinischen Fortschritt bringt. Ob mit oder ohne Patente auf menschliches Erbgut.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false