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Eine Ausstellung in Moskau zeigt Putin mit nacktem Oberkörper, wie er die Muskeln spielen lässt.

© Yuri Kochetkov/dpa

Wladimir Putin: „Er sitzt am Steuer“

Russlands Präsident Wladimir Putin trat zehn Tage lang nicht öffentlich auf – der Kreml verschwieg nicht nur den Grund, sondern die Abwesenheit selbst. Um keinen Preis will Putin als schwacher Staatschef gelten.

Zehn Tage lang war Russlands Präsident Wladimir Putin von der Bildfläche verschwunden. Genauso lange tat man im Kreml alles, um genau diesen Eindruck zu vermeiden – und befeuerte damit nur die Spekulationen und Gerüchte über den Grund für Putins Abwesenheit. War er schwer erkrankt? Gab es hinter den Kulissen gar Versuche, ihn abzusetzen? Oder war er etwa noch einmal Vater geworden? All diese Gerüchte kursierten in den vergangenen Tagen in Moskau. Am Montag trat Putin erstmals seit dem 5. März wieder in der Öffentlichkeit auf: In St. Petersburg traf er den Staatschef von Kirgistan, Almasbek Atambajew.

Der Gast aus Zentralasien bemühte sich, seinem Gastgeber beizuspringen. Der Präsident Russlands sei nicht nur auf den Beinen, sondern auch am Steuer, betonte Atambajew. Putin habe ihn auf dem Gelände des Konstantinpalasts herumgefahren. Er sage das, damit es weniger Klatsch gebe, fügte der Staatschef hinzu. „Ohne Klatsch wird es langweilig“, sagte Putin dazu nur. Er sprach vor den Journalisten nur wenige Sätze und wirkte angeschlagen.

Eine Erklärung für Putins zehntägige Abwesenheit gab es auch am Montag nicht. Schließlich hatte sein Sprecher Dmitri Peskow sich hartnäckig bemüht, nicht nur den Grund für das Fehlen des Präsidenten zu verschweigen, sondern auch die Tatsache selbst, dass der Präsident nicht an seinem Arbeitsplatz war. Putins Terminkalender sei voller Treffen, betonte Peskow. Tatsächlich veröffentlichte der Kreml in den vergangenen Tagen nahezu täglich Berichte über angebliche Treffen des Staatschefs. Doch russischen Medienberichten zufolge hatten diese Begegnungen nicht an den genannten Tagen, sondern bereits deutlich früher stattgefunden. Ende vergangener Woche strahlte das russische Staatsfernsehen sogar einen Bericht über das Treffen mit Atambajew aus, als liege es bereits in der Vergangenheit. Dabei reiste Atambajew erst am Montag nach St. Petersburg. Das Verhalten des Kreml weckte Erinnerungen an die Sowjetzeit, als ebenfalls über den wahren Gesundheitszustand der Kremlherrscher Stillschweigen bewahrt wurde.

Wladimir Putin.
Wladimir Putin bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach zehn Tagen.

© Anatoly Maltsev/AFP

In einem zunehmend autoritär regierten Staat wie Russland rückt tatsächlich die Person des Staatschefs viel deutlicher in den Mittelpunkt als in anderen Ländern. In Moskau gibt es zudem Berichte über Risse im Machtsystem und über Differenzen zwischen verschiedenen einflussreichen Gruppen. Ein Präsident, der wegen einer Krankheit mehr als eine Woche ausfällt, könnte vor diesem Hintergrund schnell als schwacher Staatschef gelten. Nicht zufällig hat Putin für sich das Image des körperlich starken Mannes gewählt, der sich gern beim Tauchen, beim Judo oder beim Reiten zeigt.

Mit einem demonstrativen Zeichen der Stärke meldete sich Putin auch am Montag zurück: Er befahl, die Gefechtsbereitschaft von 38 000 Soldaten im Norden und Westen des Landes zu prüfen.

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