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Politik: Wusste BKA von brutalen US-Verhören?

Fall in Bosnien vor Bundestagsausschuss

Von Frank Jansen

Berlin - Das Bundeskriminalamt (BKA) und der Bundesnachrichtendienst (BND) hatten offenbar schon 2001 Kenntnis von brutalen US-Methoden im Umgang mit Terrorverdächtigen in Europa. Wie das Magazin „Stern“ am Dienstag vorab berichtete, erfuhren zwei BKA-Beamte und ein BND-Dolmetscher bei einem Besuch des US-Militärcamps „Eagle Base“ im bosnischen Tuzla, dass ein 70 Jahre alter Terrorverdächtiger massiv geschlagen worden war. Angeblich war eine Kopfwunde des Mannes so groß, dass sie mit 20 Stichen genäht werden musste. Die deutschen Beamten wollten den Verdächtigen befragen, wandten sich aber angesichts der Misshandlung an die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Von dort kam die Order, aus Tuzla abzureisen.

Nach Informationen des Tagesspiegels waren die drei Beamten nach Bosnien gekommen, weil der in Tuzla festgehaltene Terrorverdächtige Kontakte zur Hamburger Gruppe um den Selbstmordpiloten Mohammed Atta unterhalten haben soll. Ein entsprechendes Ermittlungsverfahren hatte der damalige Generalbundesanwalt Kay Nehm eingeleitet. Die Reise fand wenige Wochen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 statt. In der US-Basis sahen die Deutschen blutbefleckte Protokolle mit Aussagen des Terrorverdächtigen. Blut fand sich auch auf Unterlagen, die von den Amerikanern bei der Festnahme des Mannes sichergestellt worden waren. Die BKA-Beamten riefen bei der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe an. Dort hieß es, die Aussagen des Terrorverdächtigen seien angesichts der Blutspuren offenkundig gewaltsam erzwungen worden und deshalb für das deutsche Verfahren nicht brauchbar.

Einer der BKA-Beamten und der Mann des BND werden am morgigen Donnerstag als Zeugen vor dem BND-Untersuchungsausschuss auftreten. Die Regierungen Schröder und Merkel haben nie offen zugegeben, Kenntnis von US-Folter in Europa zu haben.

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