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Politik: Zeitschicht

Irland ohne die übliche Romantisierung. Dermot Bolgers Roman „Die Reise nach Valparaiso“ ist nicht nur ein gut komponierter und spannender Krimi, er ist gleichzeitig eine breit angelegte Sozialstudie Irlands in den vergangenen Jahrzehnten.

Irland ohne die übliche Romantisierung. Dermot Bolgers Roman „Die Reise nach Valparaiso“ ist nicht nur ein gut komponierter und spannender Krimi, er ist gleichzeitig eine breit angelegte Sozialstudie Irlands in den vergangenen Jahrzehnten. Denn das Land war hinter seiner armen, liebenswerten Fassade ein Korruptionsparadies. Alle wussten davon, doch alle sahen weg. Das hat sich geändert. Zusammen mit dem breiten Wohlstand wuchs in den 90er Jahren auch der Druck auf bestochene Politiker und Geschäftsleute – und die Angst vor der Entdeckung alter Sünden. Aus diesem Stoff macht Bolger eine Kriminalgeschichte, in der der totgeglaubte Brendan Brogan nach Jahren in seine Heimat zurückkehrt, um den Tod seines Vaters aufzuklären. Bolger wechselt dabei immer zwischen der Geschichte, die sich in der Gegenwart entwickelt, und den Erinnerungen Brogans an seine furchtbare Kindheit. Vergangenheit und Gegenwart halten sich in der Geschichte die Waage, bis die Gegenwart am Schluss Überhand gewinnt und die Vergangenheit buchstäblich zu Grabe getragen wird.

Dermot Bolger: Die Reise nach Valparaiso. Roman. Aus dem Englischen von Thomas Gunkel. Rotbuch Verlag, Hamburg. 443 S., 23 €.

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