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Kinder in China werden in Trainings auf die Volkszählung vorbereitet.

© AFP

Zensus: China hat mehr Volkszähler als Dänemark Einwohner

Wie viele Chinesen gibt es eigentlich? Wie alt ist das Milliardenvolk? Diese Fragen sollen die Volkszähler beantworten - und gelten bei den Chinesen als unwillkommene Schnüffler.

China hat die größte Volkszählung der Welt gestartet. Rund 6,5 Millionen Volkszähler schwärmen über zehn Tage aus, um mehr als 400 Millionen Haushalte zu besuchen. Stichtag ist Montag null Uhr. Wer danach geboren wird oder stirbt, wird nicht mehr mitgezählt. Die Behörden erhoffen sich Aufschluss über die wahre Größe der Bevölkerung, die auf mehr als 1,3 Milliarden Menschen geschätzt wird. Auch dürfte es ein besseres Bild von der Überalterung der Gesellschaft, der Zahl der Kinder und der Wanderarbeiter geben.

In der Bevölkerung regt sich allerdings Widerstand gegen diese erste Volkszählung seit zehn Jahren, die mit dem wachsendem Wohlstand auch in China zunehmend als Eingriff in die Privatsphäre empfunden wird. Wegen der strengen Ein-Kind-Politik sind viele Kinder auch gar nicht oder an anderen Orten angemeldet, um Strafen zu entgehen. Viele dieser Familien gehören auch zu den rund 200 Millionen Wanderarbeitern, die oft in legalen Grauzonen leben, keine feste Adresse haben und schärfere Kontrolle durch die Behörden fürchten.

Schon von Mitte August bis Mitte September gingen die Volkszähler von Tür zu Tür, um zur Vorbereitung die Wohnortanmeldungen zu überprüfen. Rund 700 Millionen Yuan, umgerechnet 75 Millionen Euro, kostet die Erhebung. „Die Volkszähler haben keinen einfachen Job“, hieß es in den Staatsmedien. „Viele Menschen sind besorgt über ihre Privatsphäre - ganz zu schweigen von der schnell wachsenden Zahl der Wanderarbeiter in den großen Städten.“ Die große Zahl der Volkszähler - mehr als die Bevölkerung von Dänemark - ist meist aus den lokalen Anwohnern und Nachbarschaftskomitees rekrutiert.

Ihre größte Schwierigkeit sei, die Menschen der jeweiligen Haushalte überhaupt zu lokalisieren, hieß es. Einige öffneten gar nicht erst die Tür. Nach Zeitungsberichten kann bei wiederholter Weigerung auch die Polizei gerufen werden. Staatsmedien zitierten aber auch Experten, die Verständnis zeigten. So sagte der Demografie-Professor Duan Chengrong von der Volksuniversität in Peking, die unkooperative Haltung sei durch das wachsende Bewusstsein für den Schutz der Persönlichkeitsrechte begründet.

Die Behörden versicherten, dass die Daten vertraulich behandelt werden. Es werde auch nicht nach Einkommen und Religion gefragt. 90 Prozent der Befragten müssen 18 Fragen beantworten - vom Namen, Geschlecht über Ausbildung bis hin zur ethnischen Zugehörigkeit und Wohnortregistrierung (Hukou), von der in China der Zugang zu sozialen Diensten oder der Schulbesuch der Kinder abhängig ist.

Zehn Prozent müssen in der Volkszählung sogar 45 Fragen beantworten. Hier geht es zusätzlich um Gesundheit, Beschäftigung, Umzüge und sehr detailliert über Wohnverhältnisse - etwa ob die Wohnung gekauft oder gemietet ist oder wie viele Zimmer sie zählt.

Auch wird nach der Höhe der Miete gefragt. Ausländer, die erstmals mitgezählt werden, kommen hingegen mit acht Fragen davon.

Von Mitte bis Ende November wird für Stichproben noch einmal einer von zehntausend Haushalten besucht. Im April nächsten Jahres sollen dann die Ergebnisse veröffentlicht werden. Es wird eine Fehlerquote von plus oder minus 1,8 Prozent erwartet, was immerhin noch mehr als 20 Millionen Chinesen wären. (dpa)

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