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Politik: Zentralrat bestätigt Spiegel

Präsident und Stellvertreter einstimmig wieder gewählt

Berlin . Der alte Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland ist auch der neue. Paul Spiegel wurde am Sonntag in Berlin vom neunköpfigen Präsidium wieder gewählt. Der 64-jährige Inhaber einer Künstleragentur in Düsseldorf war der einzige Kandidat für das renommierte Ehrenamt und erhielt alle Stimmen. Spiegel wird damit vier weitere Jahre an der Spitze der 1950 gegründeten Organisation stehen. Der Zentralrat repräsentiert mehr als 90 000 Juden, die in Deutschland leben.

Als Spiegels Stellvertreter wurden der Frankfurter Anwalt Michel Friedman und die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in München, Charlotte Knobloch, ebenfalls einmütig wieder gewählt. Spiegel hatte vor seiner Wahl klar gemacht, dass er für eine zweite Amtszeit als Zentralratspräsident nur dann zur Verfügung stehe, wenn er erneut gemeinsam mit Friedman und Knobloch das Führungsteam bilden könne. Spiegel kündigte nach seiner Wahl an, er werde sich vor allem um die Integration der russischen Einwanderer in die 83 jüdischen Gemeinden in Deutschland kümmern. In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich die Mitgliederzahl der Gemeinden durch die Auswanderer aus Osteuropa von 30 000 auf fast 100 000 mehr als verdreifacht. Deren Eingliederung ist schwierig, weil sie zumeist keinerlei deutsche Sprachkenntnisse haben. Zudem sind sie mit den kulturellen und religiösen Inhalten des Judentums kaum vertraut.

„Wenn es uns gelingt, die Integrationsaufgabe so zu lösen, wie es die Betroffenen erwarten, stehen wir vor einer Renaissance des Judentums in Deutschland“, sagte Spiegel. Friedman wies aber darauf hin, dass es ein selbstbewusstes jüdisches Leben nur geben könne, wenn Antisemitismus nicht als Bestandteil der Gesellschaft hingenommen werde. „Wir müssen Judenfeindschaft auch in bürgerlichen Schichten eindeutig ächten“, sagte er mit Blick auf die Antisemitismusdebatte im Frühjahr.

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