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Ziel Kanada: Obamas erste offizielle Auslandsreise

Wenigstens ein Problem, das den neuen US-Präsidenten seit Wochen öffentlich beschäftigt, könnte er am heutigen Donnerstag schnell lösen: Wenn Barack Obama zu seiner ersten Auslandsreise im Amt in Kanada eintrifft, könnte er auf dem Rückflug einen Hundewelpen dabei haben, den er seinen Töchtern versprochen hat.

Das hofft zumindest der Leiter eines Tierheims in Winnipeg, der der kanadischen Regierung mitgeteilt hat, dass er Obama einen Labradoodle-Welpen schenken möchte, ein Exemplar der von Familie Obama favorisierten Labrador-Pudel-Mischung.

Dass sich auf diesem Weg wirklich ein „First Dog“ findet, ist allerdings zu bezweifeln. Gerade mal sechs Stunden weilt der US-Präsident in Ottawa, der Hauptstadt des nördlichen Nachbarlandes, um mit dem konservativen Regierungschef Stephen Harper, dem liberalen Oppositionsführer Michael Ignatieff sowie mit Journalisten zu sprechen. Dass der erste Auslandsbesuch gerade nach Kanada geht, hat geografische Gründe: Traditionell besuchen neue US-Präsidenten einen der beiden wichtigsten Nachbarn. George W. Bush erwies Mexiko die Ehre. Obama hatte Mexikos Präsidenten Felipe Calderon bereits kurz vor seiner Amtseinführung in Washington getroffen.

Sechs Stunden für die Probleme der Welt

Der heutige Sechs-Stunden-Besuch dürfte einen Vorgeschmack auf weitere Auslandsbesuche Obamas geben, auch in Europa. Denn die Kanadavisite steht im Zeichen der Wirtschaftskrise sowie anderer drängender Herausforderungen für die internationale Gemeinschaft: Es wird um Handelsfragen gehen, um eine Reform der internationalen Finanzarchitektur und um die Angst vor einem neuen Wirtschaftsprotektionismus, zuletzt befeuert durch die Debatte über „Buy-American“-Klauseln im US-Konjunkturprogramm – Themen, die auch bei den weiteren Auslandsreisen Obamas im Zentrum stehen dürften, wie Markus Kaim sagt, Leiter der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik in der Stiftung Wissenschaft und Politik. Dabei denkt Kaim unter anderem an den G-20-Weltfinanzgipfel, das Treffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer am 2. April mit Obamas Beteiligung in London.

Ein anderes, potenziell kontroverses Thema zwischen den USA und ihren Verbündeten hat Obama bereits vor seinem heutigen Besuch angesprochen: Im kanadischen Fernsehsender CBC kündigte der Präsident die Entsendung von 17.000 weiteren US-Soldaten nach Afghanistan an. Zugleich gab er zu erkennen, dass er Verständnis für die Position Kanadas hat, das seine Soldaten 2011 aus der umkämpften Provinz Kandahar abziehen will. Er hofft aber, dass Erfolge der Nato in Afghanistan die Kanadier zu einem Umdenken bewegen könnten. „Er ist sich der innenpolitischen Dynamik in den Partnerländern sehr bewusst“, lobt Martin Thunert, Politikwissenschaftler am Center for American Studies der Heidelberger Ruprecht-Karls-Universität. „Er will nicht belehren oder vorschreiben, sondern eher durch das eigene gute Beispiel führen.“ Das letzte Wort zum Thema  Afghanistan wird das nicht sein: Am 3. und 4. April wird der US-Präsident beim Nato-Gipfel in Straßburg und Kehl erwartet. Dort dürfte es neben Gesprächen über ein neues strategisches Nato-Konzept und andere grundlegende Fragen auch um die Perspektive gehen, wie die Lasten in Afghanistan neu verteilt werden.

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