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Bedächtig.

© dpa

Politik: Zschäpe soll an Suizid gedacht haben Während die Angeklagte im NSU-Prozess weiter schweigt,

offenbart ein Polizeibeamter Details aus einem Gespräch mit ihr.

Von Frank Jansen

München - Sie schweigt eisern. Nur kurz hat sich Beate Zschäpe nach dem Ende des NSU geäußert, in wenigen Gesprächen mit der Polizei. Ein Beamter der Polizeidirektion Zwickau, der Stunden nach der Festnahme am 8. November 2011 mit ihr redete, hat am Dienstag im NSU-Prozess am Oberlandesgericht München ausgesagt – die Öffentlichkeit erfuhr erstmals zumindest aus zweiter Hand, was Zschäpe von sich gegeben hatte. Sie habe in den Tagen zuvor darüber nachgedacht, sich das Leben zu nehmen, aber dazu nicht die Kraft gefunden, sagte der Kriminalhauptmeister aus.

Die Thüringer Polizei hatte Zschäpe zur Direktion Zwickau gebracht, nachdem sie sich in Jena gestellt hatte. Die Frau war vier Tage mit der Bahn durch Deutschland geirrt, nachdem sie am 4. November 2011 die gemeinsam mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt genutzte Wohnung in Zwickau in Brand gesetzt hatte. Zuvor hatten sich Mundlos und Böhnhardt nach einem Banküberfall in Eisenach getötet. Bei dem Brand der Wohnung habe sich Zschäpe aber noch nicht selbst „wegräumen“ wollen, sagte der Beamte. Der Gedanken an einen Suizid sei ihr erst gekommen, als sie durch die Republik fuhr. Als eine Station habe Zschäpe Braunschweig erwähnt.

Zschäpe habe zunächst bei der Vernehmung als Beschuldigte zum Wohnungsbrand nichts gesagt. In der Wartezeit auf die Überführung in die Gewahrsamszelle habe sich dann aber doch ein Gespräch entwickelt, sagte der Kripomann. Sie habe sich mehrfach nach dem Wohlergehen ihrer Katzen erkundigt. Zudem sagte sie, dass sie sich nicht erklären könne, warum die beiden Uwes „sich so entwickelt haben“, zitierte der Beamte die Frau. Was sie damit genau meinte, fragte der Polizist nicht. Vielleicht sei „der Sachzusammenhang gewesen“, dass die beiden Uwes so kriminell geworden seien.

Zschäpe habe auch gesagt, die beiden Uwes seien ihre Familie geworden. Und sie selbst sei „zu nichts gezwungen worden“. Auch bei diesem Zitat blieb unklar, was Zschäpe damit meinte. Blieb sie freiwillig bei den beiden Uwes, obwohl die kriminell waren und mordeten, sprengten und raubten?

Erzählt habe Zschäpe auch, dass sie die Mütter der beiden Uwes angerufen hatte, um ihnen den Tod ihrer Söhne mitzuteilen. Wie Zschäpe erfahren hatte, dass Mundlos und Böhnhardt nicht mehr lebten, soll sie in dem halbstündigen Gespräch nicht gesagt haben. Der Kriminalpolizist hat auch da keine weiteren Fragen gestellt. Zschäpe folgte der Äußerung mit verschränkten Armen und einem kurzen Lächeln. Frank Jansen

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