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Politik: Zu Besuch beim Papst

Medwedew zur Audienz im Vatikan / Hoffnungen auf ein Treffen von Benedikt XVI. und dem Patriarchen

Eine Einladung nach Moskau gab es für den Papst auch diesmal nicht. Doch Russlands Präsident Dmitri Medwedew traf sich am Donnerstag im Vatikan mit Papst Benedikt XVI. Die Russisch-Orthodoxe Kirche hält die Zeit für eine Begegnung zwischen Patriarch und Papst derzeit noch nicht für gekommen. Doch nie zuvor, so verlautete aus russischen Delegationskreisen, sei die Wahrscheinlichkeit eines Treffens beider Kirchenfürsten höher und das Umfeld dazu günstiger gewesen. Beide Seiten hätten den Willen dazu, der interkonfessionelle Dialog sei in letzter Zeit immer intensiver geworden. Russland sei an einem Kirchengipfel interessiert, Kreml und Regierung seien sogar bereit, bei dessen Vorbereitung mitzuwirken.

Konsultationen dazu würden in der Tat stattfinden, hieß es auch im Moskauer Patriarchat. Dort stellt man jedoch Bedingungen für den Gipfel: Rom müsse auf Missionstätigkeit in Russland verzichten und die Rechte der orthodoxen Minderheit in der Westukraine wiederherstellen. Dort bekennt sich die Mehrheit zum griechisch-katholischen Glauben, feiert ihre Gottesdienste zwar nach der alten byzantinischen Liturgie wie in Russland, hat aber die römischen Dogmen übernommen und erkennt den Papst als geistlichen Oberhirten an.

Wegen wachsender dogmatischer Differenzen endete die letzte Begegnung zwischen Papst und Patriarch im Jahr 1054 mit einem Eklat: dem Großen Schisma, bei dem sich Ost- und Westkirche endgültig trennten.

Alter und neuer Groll gegen Rom veranlasste auch den 2008 verstorbenen Patriarchen Alexi II. gleich zweimal, ein Treffen mit dem Papst in Österreich im letzten Moment abzusagen. An Alexis Widerstand scheiterte auch der sehnlichste Wunsch von Johannes Paul II.: ein Russland-Besuch. Nicht einmal der damalige Präsident Wladimir Putin konnte Alexi umstimmen. Dessen Nachfolger Kyrill ist eher bereit, auf politische Zweckmäßigkeit und nationale Interessen Russlands Rücksicht zu nehmen, verlangt dafür allerdings Mitspracherecht der Kirche bei allen großen Themen. Und Medwedew scheint zu Konzessionen bereit. Ein Kirchengipfel würde das internationale Russland-Bild aufwerten und ihm Punkte im innerrussischen Machtgerangel bringen.

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