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Zugunglück

© dpa

Zug-Unglück: Russland ermittelt gegen Terroristen

Im Fall des entgleisten Zuges in Russland verdichten sich nach Behördenangaben die Hinweise auf einen Terroranschlag. Offenbar war eine Bombe am Bahndamm ferngezündet worden, hieß es im Innenministerium. Die Zahl der Verletzten wird mit 60 angegeben.

Nach dem Zugunglück in Russland mit etwa 60 Verletzten hat die Staatsanwaltschaft den Verdacht bestätigt, dass der Unfall auf einen Bombenanschlag zurückgehen könnte. Es sei ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Terrorismus eingeleitet worden, sagte Staatsanwalt Sergej Bednitschenko am Unglücksort in der Region Nowgorod. Bei dem Unfall auf der Strecke von Moskau nach St. Petersburg waren am Montag um 21:38 Uhr alle zwölf Waggons entgleist. Der Terrorverdacht weckt Erinnerungen an vergleichbare Anschläge russischer Nationalisten und tschetschenischer Unabhängigkeitskämpfer.

Das russische Innenministerium teilte mit, eine Bombe sei ferngezündet worden. Auf Bildern des Fernsehsenders Rossija waren die entgleisten Waggons zu sehen, von denen zumindest einer umgekippt war. Der russische Sender NTV veröffentlichte Aufnahmen einer Handykamera, die am Unglücksort ein Loch von etwa einem Meter Durchmesser im Bahndamm zeigten. Die russische Eisenbahngesellschaft hatte bereits kurz nach dem Entgleisen mitgeteilt, das Unglück sei womöglich durch einen Bombenanschlag verursacht worden. Die Nachrichtenagentur Interfax zitierte allerdings örtliche Strafverfolgungskreise, denen zufolge es noch nicht möglich sei, die genaue Ursache für das Entgleisen des Zuges festzustellen.

Angeblich keine Ausländer unter den Verletzten

Von den rund 60 Verletzten wurden nach Angaben der russischen Eisenbahngesellschaft und der Polizei 28 in Krankenhäuser eingeliefert. Darunter sollen entgegen früherer Angaben keine Ausländer sein. Zwei Menschen schwebten in Lebensgefahr, hieß es. Die betroffene Nachtzugverbindung, der so genannte Newski Express, ist bei Touristen sehr beliebt. Nach Angaben des Bahnunternehmens waren für den verunglückten Zug 231 Fahrkarten verkauft worden. Zum Zugpersonal hätten rund 20 Menschen gezählt.

Über den Hintergrund eines möglichen Anschlags und die möglichen Urheber äußerten sich die Behörden zunächst nicht. Die Nachrichtenagentur Interfax zitierte allerdings einen Ermittler, dem zufolge eine Fernsteuerung entdeckt worden sei, die dem bei einem Anschlag auf einen Zug im Juni 2005 verwendeten Gerät sehr ähnlich sei. In diesem Fall erhob die Staatsanwaltschaft Klage gegen zwei Russen, denen "religiöser und Rassenhass" vorgeworfen wird. Auch nach dem dem vorerst letzten großen Anschlag in Russland, bei dem im August 2006 14 Menschen auf einen Markt in Moskau ums Leben kamen, beschuldigt die Justiz russische Rechtsextremisten.

Geheimdienstchef warnt vor terroristischer Bedrohung

Die mutmaßlich letzten von Tschetschenen verübten Attentate fanden im August 2004 statt, als zwei in Moskau gestartete Linienflüge fast gleichzeitig abstürzten. Der russische Geheimdienstchef Nikolai Patruschew nutzte das Zugunglück, um die Gefahr terroristischer Anschläge in Russland hervorzuheben. "Die extremistische Bedrohung und der Terrorismus sind noch nicht ausgerottet", warnte er. Für die im Dezember dieses Jahres anstehenden Parlamentswahlen und die Präsidentschaftswahlen im März 2008 kündigte Patruschew eine Verschärfung der Antiterrormaßnahmen an. Der russische Präsident Wladimir Putin wies den Moskauer Verkehrsminister an, alles zu tun, um den Opfern zu helfen und den Bahnverkehr wiederherzustellen. (mit AFP)

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