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Völlig genesen sei er, sagt Oskar Lafontaine. Nach seiner Krebserkrankung drängt es den 68-Jährigen zurück auf die Bühne: als Gast in Talkshows, als Promi-Redner bei Parteiveranstaltungen und als Wahlkämpfer – unklar ist, ob auch in den Bundestag.

© dpa

Zugpferd Oskar: Lafontaine soll die Linke wieder auf die Spur bringen

Das wünscht sich zumindest der linke Flügel. Nicht alle in der Partei sind begeistert. Lafontaine hatte sich 2010 wegen einer Krebserkrankung von seinen Spitzenämtern in Partei und Fraktion zurückgezogen.

Kehrt Oskar Lafontaine in die Bundespolitik zurück? Während der frühere Linken-Vorsitzende beharrlich zu seinen Zukunftsplänen schweigt, werden die Rufe nach einem Comeback in seiner Partei lauter. Vor allem Vertreter des linken Parteiflügels machen sich für eine erneute Bundestagskandidatur des 68-Jährigen stark. „Das würde uns nutzen. Oskar Lafontaine ist ein Zugpferd“, sagte Fraktionsvize Ulrich Maurer dem Tagesspiegel. Die stellvertretende Parteivorsitzende Sahra Wagenknecht brachte Lafontaine sogar gemeinsam mit Fraktionschef Gregor Gysi als Spitzenkandidaten ins Gespräch – für den Fall, dass es vorgezogene Neuwahlen geben sollte. „Ich denke schon, dass so eine Konstellation von der übergroßen Mehrheit der Linken gewünscht würde“, sagte sie der „Leipziger Volkszeitung“.

Lafontaine hatte sich 2010 wegen einer Krebserkrankung von seinen Spitzenämtern in Partei und Fraktion zurückgezogen. Auch sein Bundestagsmandat legte er damals nieder. Inzwischen ist der Saarländer, der nach eigenen Angaben wieder voll genesen ist, auf der politischen Bühne wieder präsent: als Gast in Polit-Talkshows, als Promi-Redner bei Parteiveranstaltungen – und als Wahlkämpfer.

Nach einem „Spiegel Online“-Bericht will Lafontaine 2013 auch wieder für den Bundestag kandidieren. „Es ist ein offenes Geheimnis, dass Lafontaine zurück in den Bundestag will“, zitierte die Internetseite einen Vertrauten des Ex-Parteichefs. Das würde automatisch auf eine Spitzenkandidatur zusammen mit Gysi hinauslaufen, heißt es weiter. Lafontaine sei „fit wie ein Turnschuh“. Lafontaine selbst wollte sich am Dienstag zu einer möglichen Kandidatur nicht äußern, ein Sprecher sagte, solche Überlegungen stünden „im Moment überhaupt nicht auf der Tagesordnung“.

Auch die Kommunistin Wagenknecht spricht noch von „Sandkastenspielen“. Sie ermahnte ihre Genossen aber schon einmal vorsorglich, das Personal so aufzustellen, dass die Linke gestärkt und nicht geschwächt in den nächsten Bundestag komme. Lafontaine stehe „für den größten Wahlerfolg, den wir je als Linke erreicht haben“. Seit Monaten debattiert die Linke über ihre umstrittenen Parteivorsitzenden Gesine Lötzsch und Klaus Ernst – und über mögliche Nachfolger. Doch vor dem Bundesparteitag im Oktober hatten sich die Genossen eigentlich ein Ende der Personaldebatten verordnet, schließlich soll in Erfurt über das Grundsatzprogramm der Partei entschieden werden. Erst im nächsten Jahr soll eine neue Parteiführung gewählt werden. Manch einer ist daher genervt von Wagenknechts Vorstoß drei Wochen vor dem Programmparteitag. „Damit demontiert sie nicht nur die amtierenden Vorsitzenden“, sagte ein ostdeutscher Linken-Politiker. Es sei auch ein Misstrauensvotum gegenüber Fraktionschef Gysi.

Die Vorstellung, dass das Duo Lafontaine/Gysi die Linkspartei im Jahr 2013 noch einmal in die Bundestagswahlen führen könnte, findet manch ein Linken-Politiker problematisch. „Wir können die Frage, wer nach den beiden kommen soll, nicht ewig aufschieben“, sagt ein Bundestagsabgeordneter. Auch der frühere Parteichef Lothar Bisky hatte vor kurzem den Generationenwechsel in der Partei angemahnt. Es wäre eine „gute Idee“, so sagte Bisky, wenn „die älteren Damen oder Herren“ in Bezug auf Spitzenparteifunktionen den Hut nehmen würden.

Bei der Suche nach einer neuen Parteiführung setzt ein Teil der ostdeutschen Reformer auf das Instrument der Mitgliederbefragung, das zuerst Parteichef Klaus Ernst ins Gespräch gebracht hatte. „Von den Hinterzimmer-Deals von Gysi und Lafontaine haben wir genug“, sagte eine Linken-Politikerin. Es sei besser, wenn in Zukunft die Parteibasis zum Zuge komme.

Der Streit ums Führungspersonal, sagte ein anderer Linken-Politiker, diene ohnehin nur als Ersatz für die aufgeschobene Debatte, wofür die Linkspartei inhaltlich stehe und wie sie sich strategisch aufstelle. So sei noch nicht ausgetragen, ob die Linkspartei einen strikten Kurs der Abgrenzung gegenüber allen anderen Parteien fahre – oder ob sie verstärkt nach neuen politischen und gesellschaftlichen Bündnissen suche. „Irgendwann müssen wir uns auch mal entscheiden, wohin die Reise gehen soll.“

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