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Politik: Zum Beten ging er ins Internat

Indonesiens Polizei glaubt, den Bombenleger von Bali gefasst zu haben – er war Besitzer des explodierten Busses

Von Moritz Kleine-Brockhoff,

Jakarta

Ist der große Schlag gegen die Attentäter von Bali gelungen? Indonesiens Polizeichef Dai Bachtiar sagte jedenfalls am Donnerstag vor Journalisten, ein 30-jähriger Indonesier namens Amrozi habe gestanden: „Er hat zugegeben, nach Bali gefahren und mit für die Bombenanschläge verantwortlich zu sein. Die Tat wurde von mehreren Männern verübt, denen verschiedene Aufgaben zugeteilt waren. Amrozi war einer von ihnen.“ Bachtiar teilte mit, dass Amrozi eingeräumt habe, der Besitzer des Minibusses zu sein, in dem die Bombe war, die auf Bali 191 Menschen tötete. Auf die Frage, ob der Mann eine Art „Feldkoordinator“ gewesen sei, sagte Bachtiar: „Ja, so ist es. Wir suchen jetzt seine Freunde, die Käufer eines Motorrads und eines anderen Kleinbusses, die ebenfalls bei den Anschlägen benutzt wurden."

Im balinesischen Urlaubsort Kuta waren am 12. Oktober kurz hintereinander zwei Bomben explodiert. Erst ging eine kleine Bombe hoch. Die große zweite Bombe wog etwa 125 Kilo, sie explodierte 20 Meter entfernt von der ersten in einem Mitsubishi-Kleinbus vor dem Nachtlokal „Sari-Club". Aus dem Wrack des Busses erhielten Ermittler scheinbar Informationen, die zum Besitzer führten, dem angeblich geständigen Amrozi. Er war Anfang der Woche auf Balis Nachbarinsel Java gefasst worden.

Nach einem indonesischen Fernsehbericht wurde Amrozi in einem Internat verhaftet. Der Direktor der „Al Islam"-Schule sagte in einem Interview, dass Amrozi dort kein Schüler, sondern nur gelegentlich zum Beten vorbeigekommen sei. Er sei auch da gewesen, als der islamische Fundamentalist Abu Bakar Baashir eine Rede gehalten habe. Baashir leitet in Ostjava ein anderes Internat, der Direktor der „Al Islam"-Schule ist ein Absolvent. Nach seinen Angaben habe der verhaftete Amrozi in den 90er Jahren in Malaysia gearbeitet. Dort lebte zur gleichen Zeit auch Baashir. Unklar ist, ob die beiden sich trafen. Australiens Regierung verdächtigt Baashir, Chef der Terrorgruppe „Jemaah Islamijah“ zu sein, die verantwortlich für die Bali-Anschläge sein könne. Bashir wurde verhaftet, die Polizei wirft ihm auch noch die Beteiligung an anderen Bombenanschlägen in Indonesien vor. Der 64-Jährige liegt zurzeit in einem Polizeikrankenhaus in Jakarta.

Mit der Verhaftung des angeblich geständigen Amrozi haben die Bali-Ermittler erstmals einen Mann offiziell als „Verdächtigen“ eingestuft. „Wir haben viele Männer befragt, aber diesmal haben wir dringenden Tatverdacht“, sagte der Polizeichef. Vor und besonders nach der Veröffentlichung von Phantombildern waren rund 20 Männer verhört worden. Aber fast alle sind wieder frei, weil sich herausstellte, dass sie nichts mit dem Anschlag zu tun hatten. Die indonesische Polizei steht unter großem Erfolgsdruck und in Konkurrenz zum Militärgeheimdienst, der ebenfalls ermittelt.

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