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Politik: Zunehmende Zweifel an russischen Verlustmeldungen

Im erbitterten Kampf um jedes Haus in Grosny hat sich auch am Montag keine Entscheidung abgezeichnet. Russische Artillerie feuerte Salve um Salve in die von tschetschenischen Unabhängigkeitskämpfern gehaltenen Viertel.

Im erbitterten Kampf um jedes Haus in Grosny hat sich auch am Montag keine Entscheidung abgezeichnet. Russische Artillerie feuerte Salve um Salve in die von tschetschenischen Unabhängigkeitskämpfern gehaltenen Viertel. Besonders umkämpft war der zentrale Minutka-Platz, Gefechte gab es aber in fast allen Bezirken, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete. Nach Angaben der Agentur ITAR-TASS fielen am Sonntag fünf russische Soldaten und bis zu 80 tschetschenische Kämpfer.

Russische Medien äußerten immer stärkere Zweifel an der Glaubwürdigkeit der offiziellen russischen Verlustmeldungen. "Ich habe die ernsthafte Befürchtung, dass die Verlustzahlen bewusst nach unten gedrückt werden", sagte der frühere Innenminister Anatoli Kulikow der Zeitung "Sewodnja". Kulikow hatte 1995 nach dem ersten Einmarsch russischer Truppen in Tschetschenien das Oberkommando über die Truppen. Nach Schätzungen der unabhängigen Militärnachrichtenagentur AVN werden in Grosny täglich bis zu zehn Soldaten getötet.

Die Kälte mit Temperaturen um minus zehn Grad machte unterdessen auch russischen Soldaten zu schaffen. 35 von ihnen mussten wegen Erfrierungen und Erkältungen behandelt werden, hieß es weiter. Tausende von Zivilisten harren seit Wochen in ungeheizten Kellern in der tschetschenischen Hauptstadt aus. Im Süden der Kaukasusrepublik bombardierte die russische Luftwaffe vermutete Stellungen der Tschetschenen, die russische Truppen in der Region bei Wedeno und an der georgischen Grenze angriffen.

Auch nach dem vom amtierenden russischen Präsidenten Wladimir Putin angeordneten Kommandeurswechsel bei den Truppen des Innenministeriums gab es am Montag noch Klagen über schlechte Koordination mit den Streitkräften. Ein Unteroffizier der Truppen des Innenministeriums, Grigori Merenkow, sagte, er sei am Sonntag mit seinem sieben Mann starken Trupp in einen tschetschenischen Hinterhalt in Grosny geraten.

Am Sonntag hatte Generaloberst Wjatscheslaw Tichomirow Generaloberst Wjatscheslaw Owtschinnikow als Oberkommandierenden der 250 000 Mann starken Truppe des Innenministeriums abgelöst. Beide dienten im ersten Tschetschenienkrieg von 1994 bis 1996 als Kommandeure. Ein Grund für die Umbesetzung wurde nicht genannt. Unterdessen sagte Präsident Putin im Fernsehen, er habe keine Kritik an den Militäraktionen in der Kaukasusrepublik.

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