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Rebellen im Osten Libyens marschieren in Richtung des Ölhafens Ras Lanuf. Sie schießen in die Luft und bereiten sich auf mögliche Kämpfe mit Gaddafi-treuen Truppen vor. Foto: Roberto Schmidt/AFP

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Politik: Zusammenstöße in Tripolis

Schiff mit Hilfsleistungen konnte Benghasi wegen Luftangriffen nicht anlaufen / London stellt Geld sicher

Rom/Köln/ Benghasi - In Libyen haben sich Gegner und Anhänger von Machthaber Muammar al Gaddafi am Freitag Auseinandersetzungen geliefert. Die heftigsten Kämpfe werden aus der Kleinstadt Zawiya etwa 50 Kilometer westlich von Tripolis gemeldet. Bei einem Angriff von Regierungstruppen sind nach Berichten von Einwohnern mindestens 30 Menschen getötet worden. „Das Krankenhaus war voll. Es gab keinen Platz mehr für die Opfer“, sagte ein Einwohner am Freitag nach einem Besuch des Hospitals der Nachrichtenagentur Reuters am Telefon. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Die Regierungstruppen hätten viele Menschen in einer Kleinstadt außerhalb Zawiyas namens Harscha getötet, sagte ein Rebellensprecher. „Sie schossen auf Zivilsten.“ Die Aufständischen besetzten aber noch immer den zentralen Platz in Zawiya, den sie selbst nach den Kämpfen in der jüngsten Zeit in Märtyrerplatz umbenannt haben. Die Gaddafi-Einheiten befänden sich etwa vier bis fünf Kilometer entfernt und hätten die Stadt umzingelt.

Unterdessen griff die Luftwaffe im östlichen Adschdabija eine Kaserne an, während sich Gaddafi-Gegner Richtung Westen bewegten. In Tripolis prügelten dutzende Anhänger beider Lager aufeinander ein, als es nach dem Freitagsgebet zu Protesten hunderter Menschen kam. Einem anderen Augenzeugen zufolge kam es im Stadtbezirk Tadschura zu Zusammenstößen zwischen hunderten Regierungsgegnern und Sicherheitskräften.

Gleichzeitig stößt die internationale Hilfe für Flüchtlinge in Libyen auf Probleme. Das Welternährungsprogramm WFP teilte am Freitag in Rom mit, dass ein von der UN-Organisation beauftragtes Schiff mit Hilfslieferungen wegen Sicherheitsrisiken nicht den libyschen Hafen in Benghasi anlaufen konnte. Die Ladung von 1000 Tonnen Weizenmehl, geordert vom Roten Halbmond im östlichen Libyen, habe nicht entladen werden können. Das Schiff musste nach Malta zurückkehren. Laut WFP wurden außerhalb der Hafenstadt Benghasi Luftangriffe gemeldet.

Mit einem ersten Charterflug von der tunesischen Insel Djerba nach Ägypten ist am Freitag die deutsche Hilfe für Flüchtlinge aus Libyen angelaufen. Die Maschine mit etwa 185 Passagieren an Bord – die meisten davon Ägypter – wurde am Abend in Kairo erwartet. Insgesamt will das Auswärtige Amt bis zu 1900 Menschen, die vor den Auseinandersetzungen in Libyen geflüchtet waren, aus Tunesien ausfliegen lassen. Geplant sind nach Auskunft einer Ministeriumssprecherin bis zu zehn Flüge. Insgesamt hat das Auswärtige Amt für Flüchtlingshilfe 2,8 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Die britische Marine hat unterdessen ein Schiff mit libyschen Banknoten im Wert von 100 Millionen Pfund (rund 119 Millionen Euro) an Bord gestoppt und in einen britischen Hafen zurückgeleitet. Das Schiff hatte am vergangenen Wochenende vergeblich versucht, den Hafen von Libyens Hauptstadt Tripolis zu erreichen, teilte das Innenministerium in London mit. Die britischen Behörden hätten das Schiff ausfindig gemacht, abgefangen und in den Hafen von Harwich geleitet. Einige der Container seien „an einen sicheren Ort“ gebracht worden.

Die libysche Währung Dinar wird von einer Druckerei in Großbritannien hergestellt. Im Rahmen der jüngsten Sanktionen der Vereinten Nationen darf die Währung nicht mehr ausgeführt werden. Der Ausfuhrstopp gilt zunächst bis nächstes Jahr. AFP/KNA/Reuters/dpa

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