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Politik: Zuständig für die Körnchen

Berlin - Menschenrechte? Ein Thema irgendwo zwischen lauter Proklamation und stiller Diplomatie, und wenn man es im Regierungsauftrag bearbeiten soll, tendiert man wohl zu Letzterem.

Berlin - Menschenrechte? Ein Thema irgendwo zwischen lauter Proklamation und stiller Diplomatie, und wenn man es im Regierungsauftrag bearbeiten soll, tendiert man wohl zu Letzterem. Tom Koenigs, der neue Menschenrechtsbeauftragte und Nachfolger von Claudia Roth, weiß denn auch schon, wo er sich überall nicht einschalten wird: im Streit um Aufhebung des Waffenembargos gegen China, Panzerlieferungen an die Türkei und die Krise in Darfur in Sudan etwa.

Am Dienstag stellte Koenigs in Berlin dafür seine künftigen Schwerpunkte vor. Er sieht vor allem weltweit die Rechte von Ureinwohnern bedroht und will sich dem Zugang zum Trinkwasser als zweitem Großthema verschreiben. Seine Ziele klingen bescheiden. Der 61-Jährige hatte einmal Sympathien für eine linke Weltrevolution und spendete das vom Vater ererbte Vermögen dem Vietcong. Das ist lange her, danach war Koenigs in der hessischen Landes- und Kommunalpolitik, Chef einer Umwelt-NGO und Sondergesandter der UN im Kosovo und in Guatemala. „Ich bin Aktivist, aber auch Bürokrat“, beschreibt er heute sein für grüne Politiker nicht ungewöhnliches Profil. Nun, in seinem neuen Job, gehe es darum ein „Körnchen Sand auf den richtigen Haufen zu legen“.

Mit Joschka Fischer verbindet ihn weit mehr als nur die Vergangenheit am Steuer eines Taxis in Frankfurt am Main. „Ich kann nicht hü sagen, wenn der Minister hott sagt“, reagiert er auf die Frage nach diplomatischer Arbeitsteilung im Auswärtigen Amt, zu dem seine Stelle gehört. Aber er ist auch überzeugt, sein eigenes „Menschenrechtsherz“ klopfe „nicht lauter als das des Ministers“.

Und für wen sein Herz schlägt, das sagt Koenigs auch noch: „Immer für die Opfer“. Das mache es ihm auch einfach, Menschenrechtsverletzungen zu erkennen. „Wir haben es mit einer eindeutigen Frage zu tun“, meint er, auch wenn es gewiss Leute gebe, die Unrecht Recht nennen würden. Mit dieser Überzeugung will er auch um Einlass in das US-Gefangenenlager in Guantanamo bitten. Als Menschenrechtler sollte man „mal nach den Sternen greifen dürfen – auch wenn es 51 sind“.

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