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Politik: Zwangsarbeiterentschädigung: Berlins IHK-Chef Werner Gegenbauer über zahlungsunwillige Firmen und die Stiftungsinitiative: "Freiwillig und mit sanftem Druck"

Werner Gegenbauer (50), seit 1997 Präsident der Berliner IHK, ist schon frühzeitig dem NS-Entschädigungsfonds beigetreten.Herr Gegenbauer, wie viele Unternehmen repräsentiert die Berliner IHK?

Werner Gegenbauer (50), seit 1997 Präsident der Berliner IHK, ist schon frühzeitig dem NS-Entschädigungsfonds beigetreten.

Herr Gegenbauer, wie viele Unternehmen repräsentiert die Berliner IHK?

Wir haben rund 130 000 Mitglieder, darunter viele Klein- und Kleinstbetriebe.

Und wie viele der 130 000 Firmen beteiligen sich derzeit am Entschädigungsfonds für ehemalige NS-Zwangsarbeiter?

Es sind knapp 90. Man muss dabei allerdings beachten, dass viele Unternehmen über ihre Muttergesellschaften in der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft vertreten sind. Allein die Bankgesellschaft Berlin hat 80 Tochterunternehmen. Zählt man die Töchter dazu, dann machen etwa 300 Berliner Firmen beim Entschädigungsfonds mit.

Üppig ist die Beteiligung nicht gerade. Worauf führen Sie die Zurückhaltung gegenüber der Stiftungsinitiative zurück?

Dass die Stiftungsinitiative auf freiwilliger Basis bereits drei Milliarden Mark zusammen gebracht hat, das ist schon ein Erfolg. Nun muss man allerdings auch offen sagen, dass fünf Milliarden Mark das Ziel sind. Insofern ist es enttäuschend, dass die Zahl der Unternehmen, die sich an den Entschädigungszahlungen beteiligen wollen, noch nicht größer ist. Wir als IHK haben auf verschiedenen Wegen versucht, das Thema publik zu machen. So wurden 7000 Berliner Betriebe mit mehr als einhundert Mitarbeitern angeschrieben mit der Bitte, der Stiftungsinitiative beizutreten. Doch wir haben die Erfahrung gemacht, dass viele Firmen sich nicht beteiligen wollen, solange der Rechtsschutz vor Klagen in den USA noch nicht unter Dach und Fach ist.

Was kann getan werden, um die zahlungsunwilligen Firmen dennoch zu überzeugen, dem Entschädigungsfonds beizutreten?

Ich würde nicht von Zahlungsunwilligen sprechen, sondern von denen, die noch nicht Mitglied der Stiftungsinitiative sind. Wir werden uns in direkten Gesprächen bemühen, die bereits Angesprochenen zu einem Beitritt zu bewegen. Vor allem diejenigen, die nachweislich Zwangsarbeiter beschäftigt haben, sollten Ihren Teil beitragen.

Bislang beruht die Stiftungsinitiative auf Freiwilligkeit...

Das wird auch so bleiben.

Vielleicht reagieren die betroffenen Unternehmen aber erst, wenn sie an den Pranger gestellt werden.

Unsere Aufgabe als IHK ist es nicht, an den Pranger zu stellen. Ich glaube, dass drei Milliarden Mark auf freiwilliger Basis ein großer Erfolg sind. Die versprochenen fünf Milliarden sind allerdings wohl nur zu erreichen, wenn man sich Gedanken darüber macht, wie besser an die Firmen heranzukommen ist. Das kann heißen, dass Freiwilligkeit mit sanftem Druck einhergeht. Als Unternehmer und Sympathisant der Stiftungsinitiative wünsche ich mir, dass mehr Unternehmen als bisher in den Entschädigungsfonds einzahlen. Und ich wünsche mir, dass diese freiwillige Aktion, mit der zumindest symbolisch die historische und moralische Verantwortung anerkannt wird, ohne weiteres Hick-Hack erfolgreich beendet wird.

Angenommen, die fünf Milliarden sind nicht - wie angekündigt - im Frühsommer beisammen, wäre dann für Sie eine Form von Zwangsabgabe denkbar?

Nein. Für mich ist die Stiftungsinitiative eine freiwillige Sache. Und das bleibt sie auch. Ich gehe auch davon aus, dass das Geld zusammenkommt. Ich glaube allerdings, dass man sich über das Zeitfenster unterhalten muss.

Heißt das, es dauert noch eine Weile, bis die fünf Milliarden Mark für den Fonds zur Verfügung stehen?

Das ist kein Geheimnis.

Sie sind mit ihrem Unternehmen frühzeitig der Stiftungsinitiative beigetreten. Warum?

Mich hat überzeugt, dass hier über eine freiwillige Maßnahme das Ansehen der deutschen Wirtschaft verbessert werden kann. In meinem speziellen Fall kommt hinzu, dass ich als IHK-Präsident ein Zeichen setzen wollte. Sonst wäre ich nicht glaubwürdig gewesen.

Herr Gegenbauer[wie viele Unternehmen repräs]

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