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Politik: Zwei Deutsche im Irak vermisst

GSG-9-Beamte gerieten in Hinterhalt / Bei Feuergefecht getötet? / Iraker drohen mit Ermordung von 30 Geiseln

Bagdad/Berlin. Im Irak werden seit Mittwoch zwei Deutsche vermisst. „Wir haben keine Anhaltspunkte für eine Entführung“, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin. „Es ist nicht auszuschließen, dass die beiden Deutschen getötet wurden“, hieß es im Bundesinnenministerium. Die Beamten des Bundesgrenzschutzes, die zum Sicherheitspersonal der deutschen Botschaft in Bagdad gehören, fuhren in einem Konvoi von der jordanischen Hauptstadt Amman in Richtung Bagdad. Nach Informationen des Tagesspiegels am Sonntag gerieten sie nahe der Stadt Falludscha in einen Hinterhalt, und es kam zu einer heftigen Schießerei. Von Susanne Fischer und Claudia von Salzen

Die übrigen Autos konnten entkommen. In dem Konvoi waren noch weitere Deutsche unterwegs, allerdings soll es sich bei ihnen nicht um Diplomaten gehandelt haben.

Nach Angaben eines jordanischen Augenzeugen wurde das Geländefahrzeug der beiden Sicherheitsleute „mit voller Wucht“ von einer Rakete getroffen. Der Fahrer sagte der Nachrichtenagentur AFP, er glaube nicht, dass sie den Angriff überlebt hätten. Mit Hilfe der Koalitionskräfte im Irak werde nach den beiden Vermissten gesucht, hieß es im Auswärtigen Amt. Nach ARD-Informationen soll in der Nähe des Tatorts ein frisches Grab entdeckt worden sein, das aber erst am Sonntag untersucht werden könne. Die Straße zwischen Amman und Bagdad gilt als besonders gefährlich. Immer wieder wurden hier ausländische Reisende Ziel von Angriffen. An dieser Straße waren auch drei Japaner von Aufständischen entführt worden. Diese Geiseln sollen nach Informationen des arabischen Senders Al Dschasira bald freikommen.

Die beiden Beamten, die nach ARD-Informationen der Spezialeinheit GSG 9 angehören, waren unterwegs nach Bagdad, weil das Sicherheitspersonal der Botschaft routinemäßig ausgetauscht werden sollte. Namen und Fotos der 25 und 38 Jahre alten Männer wurden am Samstag in der irakischen Zeitung „Al Raqeeb“ veröffentlicht. Das Blatt, das als erstes über das Verschwinden der beiden Deutschen berichtet hatte, berief sich auf die deutsche Botschaft in Bagdad als Quelle. Nach Tagesspiegel-Informationen hat die deutsche Vertretung nach dem Zwischenfall am Mittwoch versucht, Kontakte nach Falludscha zu knüpfen und dort nach den Vermissten suchen zu lassen. Auf diese Weise gelangte die irakische Zeitung offenbar auch an die Fotos.

In den vergangenen Tagen sind mehrere Ausländer entführt worden, die genaue Zahl ist unbekannt. Auf einem Video, das von dem Sender Al Arabija ausgestrahlt wurde, drohten Aufständische mit der Ermordung von 30 Ausländern, die sich in ihrer Gewalt befänden. Sollten die US-Armee nicht abziehen, würden die „Brigaden des Märtyrers Scheich Jassin“ die Geiseln töten, sagte ein Sprecher der unbekannten Gruppe. Unter den Entführten seien Amerikaner, Israelis, Spanier, Italiener, Japaner, Bulgaren, Koreaner.

In Falludscha boten die US-Streitkräfte den Aufständischen eine Waffenruhe an. Nach einem Gespräch mit Mitgliedern des irakischen Regierungsrates stimmten die Aufständischen dem Angebot zu. Außenminister Colin Powell räumte ein, es sei eine „harte Woche“ gewesen. Italiens Premier Silvio Berlusconi besuchte überraschend Truppen im Irak.

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