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Politik: Zwei gegen das Böse

Bush besucht Polen – und würdigt das Land als europäischen Freund

An Sympathiebekundungen ließen es weder Gast noch Gastgeber mangeln. Es sei ihm eine „Ehre und große Genugtuung“, den US-Präsidenten bereits zum zweiten Mal in zwei Jahren empfangen zu dürfen, sagte Polens Präsident Aleksander Kwasniewski über seinen „Freund“ George Bush. Auch er freue sich über das Zusammensein, gab der hohe Gast aus Washington zurück: „Amerika wird euch nicht vergessen, dass ihr Polen im Irak für eure und unsere Freiheit gekämpft hat.“

Nicht von ungefähr hatte Bush ausgerechnet Krakau als erste Station seiner mehrtägigen Europa-Tournee ausgewählt. Dank der vorbehaltlosen Bündnistreue im Irak-Konflikt ist Polen innerhalb weniger Monate zum europäischen Lieblingspartner der USA avanciert. Doch der US-Präsident wollte nach den heftigen transatlantischen Verstimmungen über den Irak-Krieg auch seine Bereitschaft zu einem Neuanfang in dem belasteten Verhältnis zu Europa signalisieren.

Allerdings scheint die US-Regierung darüber nicht ganz einig zu sein. Denn gleichzeitig griff Bushs Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice Frankreich erneut heftig an. „Die amerikanische Macht wurde (von Frankreich) als gefährlicher erachtet, als (der frühere irakische Präsident) Saddam Hussein, um es ganz offen zu sagen“, sagte sie der französischen Zeitung „Le Monde“.

Ganz anders der Präsident in Krakau. Die USA bräuchten die „Hilfe, den Rat und die Weisheit“ der europäischen Verbündeten, warb Bush für transatlantische „Einigkeit“. Es sei „nicht der Zeitpunkt“, um in dieser „großartigen Allianz Meinungsverschiedenheiten heraufzubeschwören“, erinnerte Bush an „gemeinsame Werte“: „Wenn Europa und die USA zusammenstehen, können kein Problem, kein Feind dagegen bestehen.“ Bush zufolge ist Washington vor allem an verstärkten Investitionen der Europäer in moderne Militärtechnologie gelegen. „Angriffe und böse Absichten dürften nicht ignoriert und beschwichtigt werden, man muss sich ihnen früh und entschieden stellen“, sagte er.

Europäischen Zweifeln an der Fähigkeit Polens, im Irak eine eigene Besatzungszone zu führen, hatte Bush am Vorabend im polnischen Fernsehen widersprochen: „Die Nato wird Polen bei seinen Anstrengungen im Irak unterstützen. Polen wird nicht allein sein.“

Vor seiner Grundsatzrede auf dem Krakauer Schloss Wawel hatte der Gast aus Washington gemeinsam mit seiner Frau Laura am Samstagmorgen das frühere deutsche Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau besucht. Das Vernichtungslager sei eine „ernüchternde Erinnerung an die Macht des Bösen“, sagte er und rief nach der Kranzniederlegung an der Gedenkstätte zum Widerstand gegen Antisemitismus und „das Böse“ auf. In Auschwitz waren während des Zweiten Weltkrieges rund 1,5 Millionen Juden von den Nationalsozialisten vergast worden.

Thomas Roser[Warschau]

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