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Politik: Zweifel an US-Vorwürfen gegen den Iran

Berlin/Beirut - Amerikanische Belege für den Vorwurf, der Iran liefere Waffen an die Aufständischen im Irak, und trage so die Schuld am Tod von mindestens 170 US-Soldaten, stoßen in der Region sowie in den USA auf Skepsis. Militärs hatten am Sonntag in Bagdad Sprengsätze, Mörsergranaten und Panzerfäuste mit angeblich iranischen Seriennummern präsentiert.

Berlin/Beirut - Amerikanische Belege für den Vorwurf, der Iran liefere Waffen an die Aufständischen im Irak, und trage so die Schuld am Tod von mindestens 170 US-Soldaten, stoßen in der Region sowie in den USA auf Skepsis. Militärs hatten am Sonntag in Bagdad Sprengsätze, Mörsergranaten und Panzerfäuste mit angeblich iranischen Seriennummern präsentiert. In Washington zweifeln nicht nur demokratische Abgeordnete die Relevanz der Beweise an. Die „Washington Post“ zitiert einen hochrangigen General mit den Worten, er wisse nichts über eine Verbindung von Irans Führern zu Waffenlieferungen in den Irak.

Dass Teheran sich dagegen verwahrte, höchste Führungskreise würden den Befehl zum Mord an US-Soldaten erteilen, war erwartbar. Doch diese Beteuerung halten auch unabhängige Kreise in der Region für glaubwürdig. Zugleich erinnern Washingtons Vorwürfe an die – tatsächlich gefälschten – Behauptungen, der Irak Saddam Husseins besitze Massenvernichtungswaffen. Unabhängige Experten kritisieren entsprechende Lücken in der Beweisführung: So seien die Panzerfäuste des Typs RPG-29, die die Amerikaner anführen, russischer Produktion. Der Kreml lieferte sie an Syrien, von wo sie ebenso wie die EFP – „Explosively-formed Projectiles“, die Panzer durchdringen können – zur libanesischen Schiitenorganisation Hisbollah gelangten.

Terroristen der irischen IRA lernten die EFP in den 70ern in Trainingslagern in Syrien und Libyen kennen, fügten ihnen spezielle Infrarot-Auslösemechanismen hinzu, die ein präziseres Zielen ermöglichten, und gaben ihre Erfahrungen an die kolumbianischen Farc, die spanische Eta und palästinensische Gruppen weiter. In den 90ern setzte die Hisbollah EFP im Libanon gegen Israel ein. Da die Waffen schwierig zu produzieren sind, drängt sich zwar der Verdacht auf, dass der Iran seine Hände im Spiel hatte. Wann aber die EFP erstmals im Irak eingesetzt wurden, lässt sich nicht mehr genau feststellen. Vor allem fehlen die Beweise, dass diese Waffen direkt aus dem Iran stammen. So hatten zum Beispiel die Briten im Südirak, besonders dort wo enge Kontakte mit dem Iran bestehen, intensiv nach diesen Waffen gesucht und nichts gefunden.

B. Cerha, R. Ciesinger

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