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Brandenburg: Polizei befürchtet Zusammenprall von Extremisten

Am Sonnabend überwachen in Potsdam 2000 Beamte einen Neonazi-Aufmarsch und eine linke Gegen-Demonstration

Potsdam Der Potsdamer Polizeipräsident Bruno Küpper befürchtet Krawalle bei den für den morgigen Sonnabend angekündigten Demonstrationen von Rechtsextremisten und Nazi-Gegnern. „Wir gehen davon aus, dass mindestens 500 gewaltbereite Linksextremisten kommen“, sagte Küpper. Zu erwarten seien vor allem Autonome aus Brandenburg, Berlin, Magdeburg und Leipzig. Vor einem Jahr hatten Linke einen Aufmarsch von Neonazis in Potsdam an der Langen Brücke gestoppt und der Polizei eine Straßenschlacht geliefert. „Wir sind diesmal besser vorbereitet“, sagte Küpper. 2000 Beamte sollen zum Einsatz kommen. „Sie werden tiefgestaffelt im Raum stehen“, sagte Küpper, „um nicht nur Angriffe auf die Rechtsextremen zu verhindern, sondern auch das Ausweichen von Störern auf andere Ziele in Potsdam.“

Zu der Nazi-Demo hat der Szene-Anführer Christian Worch aufgerufen, der auch im vergangenen Jahr den Aufmarsch dirigierte. Die Rechtsextremisten wollen von 12 Uhr bis 18 Uhr vom Bahnhof Charlottenhof durch das Stadtzentrum zum Hauptbahnhof laufen. Als Redner ist nach Tagesspiegel-Informationen neben Worch der Ex-Terrorist Peter Naumann angekündigt. Er wurde 1988 wegen eines Sprengstoffanschlags zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt.

Küpper erwartet, dass die von Worch angekündigten 300 Teilnehmer auch erscheinen. „Wahrscheinlich sind es schwerpunktmäßig Neonazis aus der Kameradschaftsszene in Brandenburg und Berlin.“ Möglicherweise kämen auch Mitglieder der NPD. Worch hatte am vergangenen Sonnabend bei einem von der rechtsextremen Partei inszenierten Aufmarsch in Göttingen eine Rede gehalten. Das Stichwort „Göttingen“ verstärkt noch die Sorge des Polizeichefs, es könnte am Sonnabend Krawalle geben: Dort hatten zuletzt gewalttätige Linksextremisten den Nazis den Weg versperrt. Es kam zu Ausschreitungen; die NPD-Anhänger mussten ihren Marsch abbrechen. Dieser „Erfolg“ könnte den nach Potsdam kommenden Linksextremen zusätzlichen Auftrieb geben, sagte Küpper. Keine Rolle werde wohl spielen, dass die Auseinandersetzungen zwischen Rechten und Linken in Potsdam in den vergangenen Monaten eskalierten. „Worch ist für die Linken eine Reizfigur, da kommen sie so oder so.“

Die linke Szene ist aber erbittert, weil die Potsdamer Studentin Julia S. seit vier Monaten in Untersuchungshaft sitzt. Sie soll einem Rechtsextremen mit einem Teleskopstock auf den Kopf geschlagen haben. Die Ankläger sprechen von versuchtem Mord.

Für Sonnabend haben Nazi-Gegner sechs Veranstaltungen angemeldet. Bei der Kundgebung der Stadt wird Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) auf dem Luisenplatz eine Ansprache halten. fan

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