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Potsdam: Brandanschlag: Fern vom Zentrum

Die Potsdamer Polizei rätselt über den Brandanschlag auf zwölf Autos in Potsdam. Einen linksextremistischen oder politischen Hintergrund der Tat halten die Ermittler für nicht ausgeschlossen. Die Vorgehensweise ist für Linksextreme aber eher untypisch.

Potsdam - Die Potsdamer Polizei rätselt über den Brandanschlag auf zwölf Autos in Potsdam. Einen linksextremistischen oder politischen Hintergrund der Tat halten die Ermittler für nicht ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich. Wie berichtet, waren in der Nacht zu Sonntag in Neu Fahrland, einem ländlichen Ortsteil der Landeshauptstadt, vier Wagen völlig zerstört worden, acht Fahrzeugen gerieten nicht vollständig in Brand. Die Täter hatten Kohleanzünder auf die Reifen gelegt. Dies gilt vor allem in Berlin als beliebte Methode linksextremistischer Brandstifter.

Ein Bekennerschreiben liegt der Potsdamer Polizei bislang nicht vor, eine zehnköpfige Ermittlungsgruppe untersucht den Fall. Einen Zusammenhang mit den Brandanschlägen auf meist hochwertige Autos in Berlin, die Linksextremisten zugerechnet werden, sieht die Polizei bisher nicht. Im jüngsten Fall waren aber nicht nur teure Autos von den Anschlägen betroffen. Außerdem gilt die abgeschiedene Gegend als eher untypisch. Linksextremisten würden für ihre Anschläge in der Regel eher zentrale Stadtteile bevorzugen, sagte ein Polizeisprecher.

Der Ortsteil Neu Fahrland hat 1400 Einwohner, in den Wohngebieten leben viele Zugezogene – auch aus Berlin. Beide Tatorte liegen 250 Meter Luftlinie auseinander, an beiden Stellen steckten die Täter die Reifen von jeweils sechs Wagen an. Einige Anwohner verdächtigen hingegen Linksextremisten als Brandstifter und finden es „kaum verwunderlich, dass sich die Gewalt in Wohngebieten der zumeist zugezogenen Besserverdienenden entlädt“.

Zeugen, die die Anschläge oder verdächtige Personen beobachtet haben, gibt es bislang nicht. Ein Anwohner hatte in der Nacht zu Sonntag um 3.30 Uhr einen Knall gehört und die Feuerwehr alarmiert. Die Polizei suchte am Sonntag nach Spuren, die die Ermittler zu den Tätern führen könnten.

Wie es von den Sicherheitsbehörden in Brandenburg hieß, zählen in Potsdam und Umland 50 Personen zur gewaltbereiten linksextremistischen Szene. Verfassungsschutz und Polizei rechnen ihnen vor allem Angriffe auf Rechtsextreme zu. Durch Anschläge auf vermeintlich Wohlhabende waren sie bislang nicht aufgefallen. Ein Ermittler sagte, im Vergleich zu Berlin sei die linksextreme Szene in Potsdam eher klein.

Nun prüft die Polizei, ob es sich bei den Anschlägen um einen Racheakt oder einen lokalen Konflikt handeln könnte. Bereits am Sonntag befragten Ermittler die betroffenen Wagenbesitzer. „Wir untersuchen derzeit, ob es zwischen ihnen einen Zusammenhang gibt“, sagte der Polizeisprecher. Alexander Fröhlich

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